So findet sich auf den ersten Seiten von „911 Love“ ein Zitat des bekannten Philosophen Ferdinand Alexander Porsche, der 1963 angeblich folgendes gesagt hat: „Einen Porsche kann man anfassen, er hat einen Körper. Er ist eine Sie.“
Dieser Satz erfordert eine genüsslich sachliche Analyse durch die linke Gehirnhälfte. „Er ist eine Sie“, weil man ihn/sie anfassen kann? Man muss 2016 kein regelmäßiger Christopher Street Day-Gast sein, um zu wissen, dass das, was man anfassen kann, nicht zwangsläufig weiblich sein muss.
Die heute weitgehend anerkannte biologische Tatsache, dass „Er“ auch mal zur „Sie“ werden kann allerdings hat F.A. bereits ganz gut analysiert.
Was wollte ich?
Genau. Ein Buch besprechen. „911 Love“. Ein 350 Seiten dicker und schwerer Schinken über Porsche Neunelfer in einem fröhlichem schwarzen Einband mit roten Akzenten. Auf den ersten Blick ein klassisches Kaffetischbuch*. Aber nur auf den ersten.

911 Love. Ein Buch über Liebe zu Autos. Nur auf den ersten Blick ein Kaffeetischbuch. Auf den zweiten Blick eines der besten Bücher zum Elfer überhaupt.
In 911 Love stellen unterschiedliche Autoren unterschiedlichste Porsche 911 und ihre Eigentümer vor. Die Autos sind in der Regel rare Stücke. Frühe 911, 911 mit Sonderausstattungen, limitierte Porsches, 911 mit besonderen Motoren, 911 mit speziellen Umbauten.
Ihre Besitzer sind entweder szenebekannt oder sogar prominent. So findet sich der unvermeidbare Jerry Seinfeld (Porsche 901), neben Richard Oetker (Porsche 911 Carrera RS), His Magnusty „Urban Outlaw“ Magnus Walker (Porsche 911 L), der Röhrl Walter (Porsche 911 Carrera 4S) neben Thomas Englert (Porsche 911 Carrera 4 Jubi) und anderen bekannten und spannenden Elfer-Eignern.
Die Mischung von Autos und Autoren ist erfrischend. Die Geschichten sind allesamt gut geschrieben und professionell bebildert. Text und Fotos passen gut zusammen, weil die Autoren erfolgreich versuchen, nicht den hundertsten Aufguss eines Porschebuches abzuliefern, sondern etwas Neues zu machen.
Die Fotos sind übrigens nahezu ausschließlich neu für das Buch entstanden. Auch hier haben sich Herausgeber Edwin Baaske und seine Autoren mehr Arbeit gemacht, als gewöhnlich.
Ergänzend zu den verliebten Porsche-Eignern findet sich Analytisches im Mittelteil: Michael Mauer erklärt das Elfer-Design. Apple Designer Hartmut Esslinger macht sich Gedanken über die Form des 911. Wolfgang und Hans-Peter Porsche kommen zu Wort.
Fazit von Teil der Maschine
911 Love ist ein sehr gutes Porsche 911 Buch. Vielleicht ist es sogar eines der besten Elferbücher auf dem Markt. Kein Kaffeetischbuch. Aber kaffeetischgeeignet, wenn man will und der Kaffeetisch ausreichend dimensioniert ist (s. dazu weiter unten bei „Gewicht“).
Kritik kann man maximal an der Größe der verwendeten Typo in den Texten üben. Hier werden sich ältere 911 Eigner schwer tun oder klammheimlich Opas Briefmarkenlupe herausholen, wenn keiner guckt. Aufgrund des hohen Gewichtes eignet sich das Buch nicht zum Lesen in der Badewanne. Das ist allerdings zugegeben ein sehr individuell von mir angelegtes Kriterium.
911 Love ist am besten geeignet für: Jeden, der einen Elfer (nicht nur Urelfer) hat oder will. Auch geeignet für 911 Fans, die schon alle Bücher haben, weil der inhaltliche Ansatz UND die Fotos neu sind.
- Gebundene Ausgabe: 360 Seiten
- Verlag: Delius Klasing
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3768836649
- ISBN-13: 978-3768836647
- Größe: 30,9 x 3,8 x 31 cm
- Gewicht: 3300 Gramm (3.3 kg)
- Preis (Amazon im Februar 2016): 65,99 EUR
Danke
An Christian Förster (http://www.baecker-foerster.de) fürs Ausleihen!
*Kaffeetischbuch = Coffee Table Book = ein schwerer, bildlastiger Schinken, den Besucher zufällig auf einem Beistelltisch finden und dem zu entnehmen ist, dass der Gastgeber kultiviert, reich oder zumindest geschmackvoll lebt.
Hallo Ansgar,
ich habe das Buch zu Weihnachten bekommen und bin
beigeistert.
Interessante Typen und jede Menge tolle Elfer.
Muss Mann haben 🙂
Muss es jetzt wieder zurückgeben, weil ich es mir nur ausgeliehen hatte. Es wäre aber definitiv eines der Bücher, die ich mir auch kaufen würde….
[…] der MaschineAll you need is 911 Love – BuchkritikDas mit der Liebe ist so eine Sache. Die eigene Frau – ok. Menschen – ok. Den Nächsten […]