Der Auseinanderbau des Posche 911 S Targa beginnt mit der Erkenntnis, dass ich nicht ganz von vorn anfangen muss. Schon im November hatte ich mit Olli und Christian die Innenausstattung aus dem schnellen Weißen gerupft.
Sitze, Teppiche, Rücksitze und Targabügelverkleidung stehen nun gut verpackt in der TDM Porschewerkstatt und warten darauf, wieder eingebaut oder weggeworfen zu werden.

Olli, sonst eher Experte für Rennmotorräder und böse kleine englische Autos kann alles. Auch Innenausstattungen beim 911 Targa S rausrupfen.
Knapp zwei Monate später stehe ich vor dem leicht gefledderten S und zittere bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. In der letzten Nacht gab es hier Orkanböen. Ich hatte zwischendurch wirklich Sorge, dass das altehrwürdig-patinierte TDM-Werkstattgebäude Schaden nimmt. Doch alles ist noch beim Alten. Auch die Tonnen von Regenwasser der letzten Tage sind draußengeblieben. Ein Glück.
Ich schalte meine 3200 Watt Infrarot-Schwarzlichtheizung an und frage mich, wo die 3200 Watt Heizungswumms bleiben. Man könnte genausogut eine Kerze anzünden. Am wärmsten ist es dicht am Strahler. Also kümmere ich mich um den Teil des S, der klimatisch am günstigsten liegt. Das ist der Vorderwagen. Ich beginne, die Scheinwerfer auszubauen.
Schrauben fotografieren
„Ganz einfach“, werdet Ihr sagen und eigentlich habt Ihr Recht. Aber schließlich will ich später alles wieder zusammenbauen. Das bedeutet, dass ich so gut wie jede Schraube, die ich herausschraube, auch fotografiere.
Meine kleine Uralt IXOS Digicam hilft dabei mit ihren kompakten Ausmaßen. Mit dem iPhone hätte ich qualitativ deutlich bessere Fotos, aber das würde mir garantiert zwischendurch aus den Pfoten rutschen.
Holländisches Isolierband
Die Scheinwerfer, Blinker und Hupengitter bergen Überraschungen. Dicke Schrauben, improvisierte Schrauben und ganz ganz wenige offensichtlich originale Porsche-Schrauben sind hier verbaut.
Das bedeutet, dass ich für später nicht nur die originalen Maße herausfinden muss und neue halbwegs originale Schrauben auftreiben. Ein zwei drei oder vier üppiger dimensionierte Löcher müssen sicherlich auch zugeschweißt werden. Schöner Mist.
Das rechte Blinkergehäuse hängt nur an einer einzigen Schraube im Kotflügel. Die andere hat sich auf unseren Fahrten durch Schottland losgerappelt oder war nie vorhanden.
Abenteuerliche Kabelbäume verbinden den Scheinwerfer mit der Restelektrik. Ich finde viel holländisches Isolierband. Vielleicht auch italienisches. Wer weiß das schon noch nach fast fünfzig Jahren Porschedasein in halb Europa.
Eine Schraube im linken Blinkergehäuse ist so festkorrodiert, dass ich den Kampf aufgebe und sie in WD40 bade. Morgen ist sie dran. Man muss warten können.
Kaltverformte Kotflügel
Zwischendurch brauche ich Erfolgserlebnisse. Der Wischwasserbehälter ist ein leichtes Opfer. Zack raus und ab ins Regal damit. Überhaupt – das Regal. Meine neuen alten VW Werkstattregale mit Einteilung (Keulahütte Lüneburg, Baujahr wahrscheinlich Anfang der Siebziger) machen sich jetzt bereits bezahlt. Ich brauche deutlich weniger Kisten für die ausgebauten Teile, als ich gedacht hätte.

Nix Billy. Das waren noch Regale. Sie standen in VW Werkstätten und stammen von der Keulahütte Lüneburg, die es noch gibt, die aber das Regalebauen aufgegeben hat. Leider. Entschuldigt bitte das Chaos. Ich hasse es, wenn meine Werkstatt so aussieht, aber ich muss im Moment Prioritäten setzen…
Nach Ausbau der Scheinwerfer und Blinker zweifele ich leise daran, ob die Kotflügel wiederverwendet werden können. Sie sind beide im Bereich der Scheinwerfer sichtbar kaltverformt. Irgendwie wusste ich das bereits seit Jahren, aber jetzt sieht man es deutlich.
Zum Glück habe ich als Referenz den 1965 SWB direkt nebenan stehen. Bei dem sieht der Übergang von Urelfer-Scheinwerfer in Urelfer Kotflügel deutlich harmonischer aus. Der sieben Jahre jüngere Ölklappen-Targa muss in seiner lebhaften italienisch-holländischen Vergangenheit mal ordentlich auf die Schnauze bekommen haben.
Ich bin gespannt, was sie in der Werkstatt davon halten. Kotflügel könnte man ja noch „neu“ bekommen. Wie es mit der Passgenauigkeit aussieht, weiß ich allerdings nicht.
Rostfreie Batteriekästen und Brei mit Birne
Die Scheinwerfer werde ich wiederverwenden. Die machen einen anständigen Eindruck. Bei den Blinkergläsern bin ich mir nicht so sicher. Das muss ich mir noch mal genau angucken.
Ich entferne noch die Massebänder, freue mich über die beiden rostfreien Batteriekästen (jaja!) und räume ein wenig auf.

Batteriekasten vorn links. Das sieht gut aus. Die meisten klassischen Porsche F-Modelle haben hier siebartige Strukturen.
Schon ist meine Zeit fürs abendliche Schrauben rum. Um 22.00 Uhr ist Feierabend habe ich mir und der Frau versprochen. Um 23.00 Uhr liege ich im Bett. Ferdi nuckelt zufrieden an seinem „Himmi“ (Ferdisch für Schnuller) und träumt von Brei mit Birne. „Ich bin gespannt, was Du in ein paar Jahren von der ganzen Porschesache hältst“, denke ich und hoffe, dass ich mir die Pfoten nicht ganz umsonst schmutzig mache in diesen Tagen.
Wie und ob es weitergeht erfahrt Ihr morgen (oder übermorgen) hier auf www.teil-der-maschine.de wenn es wieder heißt „#Auseinanderbautagebuch“.
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