1972 2.4 S Targa - Porschekauf in Holland Werkstatt

#Auseinanderbautagebuch 911 S 2.4 Targa (4) – Rohe Gewalt

Written by hansbahnhof

Wochenende. Endlich. Gestern (Freitag) habe ich das Porsche 911 S Targa-Auseinanderbauen geschwänzt, um Zeit mit der Frau und Ferdi zu verbringen. Heute wollte ich daher so richtig früh anfangen. Pustekuchen.

Wenn ich schon mal schlafe, schlafe ich tief. Ferdi passt das nicht. Er weckt mich mit einem sehr berüchtigten langgezogenen Kreischer und einem breiten Zweizahngrinsen um Neun.

Nachdem ich mich von Zweizahns Weckaktion erholt habe, fällt mein verschlafener Blick auf die Uhr. Sie sagt mir, dass es nun zu spät ist, um früh anzufangen. Also erst mal in Ruhe Qualitätszeit beim Frühstücken mit der Familie verbringen, zwei Prokrastinations-Capus trinken, Ferdi mit Milchschaum füttern bis er aussieht wie ein Kragenbär und – zack – ist es 12.00 Uhr. Ab in die Werkstatt.

Zuviel Zug in der #Porschewerkstatt

In der Werkstatt ist es eisig. Bevor ich mich um den Targa kümmere, muss ich dringend was an der Temperatur machen. Draußen hat es nämlich fünf Grad und drinnen ist es nicht wärmer. Hauptproblem sind zwei Fenster aus den Sechzigern und das Tor, die für ordentlich Durchzug sorgen.

Ich improvisiere also ein wenig und „dämme“ hier und stopfe da. Nach eineinhalb Stunden Arbeit ist der kalte Zug beseitigt und mein Infrarot-Strahler schafft erstmals sowas wie ein angenehmes Arbeitsklima. Geht doch. So kann ich arbeiten.

Rohe Gewalt

Ich nehme mir den rechten Kotflügel vor. Hier hatte ich vorgestern schon die wenigen originalen Karosserieschrauben problemlos entfernt. Es bleiben drei Maschinenschrauben, die nicht original sind und im Radhaus von Muttern gehalten werden. Die Muttern wiederum werden von den Ölleitungen des S-Kühlers verdeckt. Da ich sie daher nicht fixieren kann, lassen sich die Schrauben auch nicht rausdrehen. Die Muttern drehen sich einfach mit. Also noch mal langsam. Mit sehr viel Gefühl fädele ich einen 10er Schlüssel hinter die Ölleitung ein und schaffe es wirklich, eine der Muttern im Radhaus loszukriegen.

Bleiben zwei Schrauben und eine einzige Lösung. Rohe Gewalt.

Ausbohren einer Maschinenschraube am rechten Kotflügel des 911 S. Ihr seht den Blick von hinten nach vorn. Links ist der Kofferraum, rechts das Weiße ist der rechte Kotflügel.

Mit dem Akkuschrauber auf langsamster Stufe, einem 10er Metallbohrer und einem Fläschchen Bohröl bewaffnet beginne ich mit dem Aufbohren von Maschinenschraube Nr. 1. Das ist langwierig und ich muss zwischendurch unterbrechen, um mir den Schweiß abzuwischen und neues Bohröl auf den Bohrer zu träufeln. Dann fällt Nr. 1.  30 Minuten später gibt auch Schraube Nr. 2 nach. Was für eine Aktion. Das brauche ich nicht noch mal.

10 Minuten für den zweiten Kotflügel

Kotflügel Nr. 2 (der linke in Fahrtrichtung) ist dagegen ein Kinderspiel. Mit der kleinen Knarre und einer 10er Nuss sind die originalen Karosserieschrauben eine Sache von 10 Minuten. Bingo.

Das Goldene ziemlich weit rechts ist eine originale Karosserieschraube, die den linken Kotflügel des 911 S hält. Die zu entfernen dauert keine Minute. Halleluja.

Jetzt werden die Kotflügel nur noch von einigen Schrauben gehalten, die sich in der A-Säule dort verstecken, wo die Türen angeschlagen sind. Da ich die Nase voll habe von Fummeleien, werde ich die erst lösen, wenn die Türen draußen sind. Doch das schaffe ich heute nicht mehr.

Der Dick und das SDADER-Fach

Ich beende Tag 4 mit Werkstattfegen und ein wenig Aufräumen. Mein Trumpf gegen den Verlust der Übersicht beim Auseinanderbauen ist übrigens ein unscheinbarer grüner Schrank mit der zweisprachig beleidigenden Aufschrift  „Dick“. Er stammt, wie ich, aus den goldenen Sechzigern, ist komplett aus Panzerstahl oder sowas Ähnlichem und war in seiner Jugend mal Werksangehöriger bei Bayer.

Muss eine deutsche Erfindung sein. Das „Dick“ Kleinteilemagazin hat zwar einen Namen, der gleich in zwei Sprachen beleidigend ist, seine Einteilungsmöglichkeiten mit dicken Blechen aber ist unschlagbar. Hier seht Ihr den Bereich „Kofferraumhaube“, „Türen“ und „Kotflügel links/rechts“.

Der Dick ist ein klassisches Kleinteilemagazin für mittelgroße Kleinteile und hat unzählige grüne Schubladen mit praktischen, frei konfigurierbaren Einteilungen aus dicken Blechen. Dick.

Dick Kleinteilemagazin für kleine bis mittelgroße Kleineteile. 36 Schubladen einteilbare Zufriedenheit in der TDM #Porschewerkstatt.

Alle kleinen und kleinsten Schräubchen werfe ich in eine der eng unterteilbaren Laden. Auf das jeweils zuständige Blech kommt dann noch ein Stück Kreppband, das ich vorher mit einer leichtfasslichen Erläuterung beschrifte, z.B. „Kotflügel rechts“ oder „SDADER“ (Schrauben, die auf der Erde rumlagen).

Ende Tag 4. Morgen ist Sonntag und ein kleines Familientreffen. Keine Zeit für den S. Das wird knapp – nächste Woche muss ich fertig werden!
Schaltet also auch morgen (oder übermorgen) wieder ein, wenn es heißt #Auseinanderbautagebuch Porsche 911 S 2.4 Targa.

About the author

hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

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