England 2014 Messen und Treffen

Goodwood 2014 Teil 1 – Anreise mit Hindernissen

Written by hansbahnhof

Goodwood ist neben Pebble Beach vielleicht die Oldtimerveranstaltung mit dem größten Bekanntheitsgrad weltweit. Alle schwärmen. Wir mussten also mal dabeisein, um zu schauen, ob alle Recht haben.

Stand up, get up

Es ist Sonntag morgen. Der Wecker klingelt um 6.00. Wir schmeissen uns in unsere Klamotten. Für Goodwood reichen Jeans und Sneakers nicht. Wir brauchen eine zeittypische (Ver-) Kleidung. Die Frau hat selbstlos ein hinreißendes grünes Kleid im Sixities Style erworben und klebt halbverschlafen Wimpern mit Sekundenkleber in ihre Augen. Ich hatte eigentlich ebenfalls ein Sixties-Outfit geplant, scheiterte aber daran, dass ich einfach keinen Anzug finden konnte, in dem ich wie Don Draper aus MadMen aussehe. Ich muss mal wieder Sport machen. Konsequenterweise trage ich einen Hella von Sinnen Gedächtnis-Mechaniker-Overall mit weißem Hemd und Krawatte. Damit sehe ich aus, wie der Chefmechaniker von Bernd Rosemeyer – bin also für Goodwood richtig gekleidet.

Kaffee von Emma

7.00 Uhr: Emma, Herrin über unser B&B in Fernhurst, steht schon in der Küche. Doch Frühstück fällt heute aus. Die hinreißende Herrin über unser hinreißendes B&B (https://www.airbnb.co.uk/rooms/2457366) hat uns einen Picknickkorb mit Thermoskaffee, Bananen und Orangenmarmeladentoasts gemacht. Very british und very lovely. Noch kurz über die Haube des 65ers geputzt und die Filmausrüstung eingepackt. Es kann losgehen.

Die Fahrt vom Fernhurst nach Goodwood ist gerade lang genug, um den 911 ein wenig warmzufahren. Ich mute dem 65er nur selten Kurzstrecke zu. Die halbe Stunde Anfahrt über nebelverhangene englische Landstraßen kommt mir ganz recht.

Die Staus um Goodwood herum sind Balsam für die Oldtimer-Seele.

Die Staus um Goodwood herum sind Balsam für die Oldtimer-Seele.

Auf der Suche nach dem Infield

7.30 Uhr: Wir sind pünktlich am Gate. Hier sollen wir nach den Tickets fragen, die irgendwie per Post nicht angekommen sind. Wir haben Spezialtickets für das „Infield“, parken also innerhalb der Rennstrecke auf einem besonderen „Pre 66“ Parkplatz. Davon weiß am Gate aber keiner Genaues. Man weiß nur, dass wir (please) schnell weiterfahren sollen. Also fahren wir mit hunderten anderen Oldtimern Kolonne auf einen Riesenparkplatz.

Der nächste Parkeinweiser fragt misstrauisch ob unser Auto auch wirklich „pre 1972“ sei. „Yes“ sagen wir und fragen nur zur Sicherheit ob wir denn hier richtig für „Infield Parking“ sind. Die präzise Antwort entzieht sich der Kenntnis des freundlichen Einweisers. Er sei ausschließlich zum Einparken hier. Auch Einweiser Nr. 3 ist sich nicht sicher und verweist auf seine eingeschränkten Befugnisse als Einweiser. Informationen gäbe es „dahinten an der Treppe“.

Die Frau allein im Auto

Ich lasse die schon einigermaßen wache Frau zur Bewachung des 65ers im Wagen und trabe los. An der Treppe stehen 10 charmante Damen, bei denen ich Tickets bekomme. Die Sache mit dem Infield können sie nicht klären. Das können die Kollegen „da hinten, wo die Fahnen wehen“. Ich trabe weiter. Wo die Fahnen wehen steht ein Zelt. Ich warte bis ich an der Reihe bin und zeige meine Tickets. Doch auch hier winkt man ab. Die Sache mit dem Infield lasse sich endgültig nur im Ticket-Office klären. Das ist praktischerweise direkt nebenan. Im Ticket-Office ist man kurz irritiert, weil ich heute früh wohl der Erste rot angelaufene Besucher bin. Man notiert dann aber geflissentlich handschriftlich auf meinem Ausdruck, dass ich ein zugelassener Infield-Parker bin und das „Grandstand“-Package gebucht habe. Um das Infield zu erreichen ist es allerdings notwendig, wieder vom Parkplatz herunterzufahren. Wir haben falsch geparkt. Gate 11 ist unser Ziel.

Die Frau hat neue Freunde

Nach dreißig Minuten stehe ich abgekämpft wieder am Auto. Die Frau hat erste Freundschaften mit Eingeborenen geschlossen, die hochgeschossene porschefahrende Rothaarige in knappen grünen Kleidern äußerst attraktiv finden. Ich finde die Perspektive endlich einen Kaffee zu kriegen, äußerst attraktiv und starte den 65er.

Wir kämpfen uns gegen geschätzt 3000 Oldtimer zurück Richtung Einfahrt. Zum Glück fährt vor uns ein Güllewagen (?), der wohl ebenfalls eine falsche Auskunft bekommen hatte oder frische Gülle Richtung Gate 11 bringt. Nachdem wir uns mit harschen deutschen Worten gegen zwei Platzanweiser durchgesetzt haben, die uns wieder zurück auf den Parkplatz scheuchen wollen, stehen wir um 8.00 Uhr vor „Gate 11“ und erklären die Situation einem freundlichen älteren Herrn. Der nickt verständnisvoll: „Another late-comer!“ kommentiert er unser Zuspätkommen gegenüber seinen Kollegen und jetzt platze ich fast.

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Endlich Kaffee! Die Frau im Christina Hendricks Memorial Dress.

Wir parken!

8.15 Uhr. Wir stehen endlich auf unserem Parkplatz. Neben uns stehen englische Klassiker der fünfziger und sechziger Jahre. Der frühe 911er sieht hier fast wie ein Raumschiff aus. Außer uns stechen nur zwei deutsche Ponton-Kombis und ein Ferrari Replika aus der Masse der Alvis, Triumphs und MGs hervor. Höchste Zeit für einen Kaffee. Der ist im Picknickkorb teilweise ausgelaufen. Nebensache. Um 8.30 Uhr habe ich endlich meinen (ersten) Kaffee intus. Goodwood kann losgehen.

Wie ein Raumschiff aus einer anderen Zeit: Der 65er Elfer auf dem Goodwood Revival Infield Parkplatz zwischen englischen Kollegen von Jaguar, Morris, Alvis, MG und Co.

Wie ein Raumschiff aus einer anderen Zeit: Der 65er Elfer auf dem Goodwood Revival Infield Parkplatz zwischen englischen Kollegen von Jaguar, Morris, Alvis, MG und Co.

Was noch fehlt ist das Programm, das ich weder von den Mädels an der Treppe noch im Ticket-Office bekommen konnte. Die Programme gibt es in extra dafür vorgesehen Programm-Zelten. Und die stehen natürlich nicht auf dem Infield, sondern auf dem Hauptgelände. Das ist ein Fußweg von nicht einmal fünfzehn Minuten. Wir stiefeln los. Gegen 9.00 Uhr haben wir dann auch ein Programm.

Kurze Zeit später werden wir von zwei jungen Damen angesprochen, die eine Survey für die Veranstalter machen. Wie wir denn die Orga so finden? Super.

Edit: 17.09.2014, 13.30 Uhr
Weil es so schön passt – hier noch der Video-Tipp aus dem Kommentar von Alfanta zum Thema „Tickets“ bzw. „Passierschein A38“. Beruhigend, dass man nicht allein ist….

 

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hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

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