England 2014 Messen und Treffen

Goodwood 2014 Teil 2 – Jetzt geht´s los und Tipps

Written by hansbahnhof

Das Goodwood Revival wäre keine englische Veranstaltung, wenn es nicht irgendwie anders wäre, als andere Oldtimer-Events. Im Mittelpunkt des Interesses scheinen weniger die Maschinen zu stehen, als vielmehr die Menschen, die kommen, um sich selbst und die guten alten Zeiten zu feiern.

Let the Good Times Roll: Serious Rock´n Roll im Champagnerzelt auf Goodwood.

Let the Good Times Roll: Serious Rock´n Roll im Champagnerzelt auf Goodwood.

Leopardenbody und Lackstiefel

Gut und alt ist dabei individuell verschieden. Von stilechten Zwanziger-Jahre Kleidchen über Tweed-Anzüge bis hin zu Kimonos findet man in Goodwood alles, was die Blicke auf sich zieht. Hier aufzufallen ist wirklich schwierig. Dafür bedarf es eine knalltürkisen Anzuges. Oder eines knallengen Bodys mit roten Lackstiefeln, den ausgerechnet eine Französin unter den begeisterten Blicken der vorgeblich autointeressierten Männerwelt spazierenführte. Auffallen tut man übrigens besonders, wenn man unverkleidet erscheint. Und es nimmt den Spaß an der Sache. Ein bißchen anstrengen sollte man sich also.

Was alles rennt

Aber natürlich geht es in Goodwood nicht ausschließlich um gesehen und gesehen werden. Im Mittelpunkt stehen irgendwie auch Autos und Motorräder. Schwerpunkt sind Rennfahrzeuge der dreißiger bis sechziger Jahre. Das reicht von den glorreichen englischen Rennmotorrädern von BSA, Norton oder Vincent über wunderschöne Renn-BMWs bis hin zu exotischen Bike-Großvätern der ganz frühen Motorradrenn-Jahre.

Ich habe nun wirklich keine Ahnung von Renn-BMWs. Aber die hier machen bestimmt richtig Spaß. Und Krach.

Ich habe nun wirklich keine Ahnung von Renn-BMWs. Aber die hier machen bestimmt richtig Spaß. Und Krach.

Mutti ich habe den Familien-Maserati kaputtgemacht. Kein Problem Sohn - nimmer derweil einen der Ferraris aus der Scheune...

Mutti ich habe den Familien-Maserati kaputtgemacht. Kein Problem Sohn – nimm derweil einen der Ferraris aus der Scheune…

Bei den Autos sieht man im Fahrerlager hauptsächlich Engländer und Italiener. Grundsätzlich gilt: In Goodwood rennt, was woanders hinter Absperrungen im Museum steht. Ob Jaguar D-Type oder Maserati 250F. In Goodwood gibt es von fast jedem Traum-Oldtimer gleich mehrere Exemplare – und sie treten im Rennen gegeneinander an.

Goodwood Fahrerlager. Was hier steht, wird auch bewegt!

Goodwood Fahrerlager. Was hier steht, kostet Millionen und wird auch bewegt!

Vroaaaah! Jaguar D-Type beim Rennen auf Goodwood.

Vroaaaah! Jaguar D-Type beim Rennen auf Goodwood.

Alltagsklassiker im Renntrimm

Wer es etwas bodenständiger liebt, findet auch hunderte Alltagsklassiker der sechziger Jahre im Renntrimm. Dabei sind so abgefahrene Sachen wie BMW Barockengel als Rennversion oder eine seelige, rennmäßig umgerüstete Borgward Isabella. Schwerpunkt sind hier natürlich aber die Engländer. Rennmäßig betrieben wird von unseren englischen Freunden alles, was Räder hatte. Vom Morris Minor bis zur Jaguar Limousine frönen unsere Nachbarn auf der Insel ihrem Hobby ohne groß drüber nachzudenken. Motto: Der Bauch entscheidet, was auf die Strecke geht.

We are the Mods

Doch nicht nur Rennfahrzeuge dürfen sich auf der Veranstaltung präsentieren. Goodwood ist sehr open minded, so lange etwas irgendwie Räder hat. So findet eine Tretautorennen für die kleinen Lords statt, Mods und Rocker stehen vor einem stilecht nachgebauten „Brighton Pier“, Rockabillys posieren vor Harleys und einer bierflaschenübersäten Bühne mit entprechender Musik. In Goodwood kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Keine Ausnahmen.

Magnus Walker ist überall. Auch in Goodwood im vollen "Fahrerlager"-Einsatz

Magnus Walker ist überall. Auch in Goodwood im vollen „Fahrerlager“-Einsatz

Shopping

Wer noch kein standesgemäßes Goodwood Outfit hat, kann sich bei den zahlreich vertretenen Händlern mit Mützen, Jacken, Overalls etc. eindecken. Und damit sind wir lange noch nicht am Ende. Man findet in Goodwood nicht nur einen originalgetreu mit „alten“ Lebensmitteln ausgestatteten „Tesco“-Supermarkt, sondern auch zahlreiche Friseure, die aus einer 80er Jahre Dauerwelle einen schicken Zwanziger-Jahre Bop fabrizieren können. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt.

Natürlich präsentieren sich ganz nebenbei auch die Autohersteller bzw. deren Klassikabteilungen – zum Beispiel Porsche Classic – sowie Restaurationsfachbetriebe für unterschiedlichste Marken und Gewerke.

Freut sich, dass die Frau ein passendes Kleid hat, gibt die Wagenschlüssel aber nicht raus: Philipp Salm-Reifferscheidt von Porsche Classic und Porsche 904 in Goodwood.

Freut sich, dass die Frau ein passendes Kleid hat, gibt die Wagenschlüssel aber nicht raus: Philipp Salm-Reifferscheidt von Porsche Classic und Porsche 904 in Goodwood.

Anreise und Tipps

Ob es sich wirklich empfiehlt, von Deutschland aus mit dem eigenen Oldtimer anzureisen, muss jeder selbst entscheiden. Parkplätze gibt es ausreichend, wenn man früh kommt und frühzeitig Tickets gekauft hat. Denn vor Ort lassen sich keine Tickets erwerben!

Die Chance das eigene Auto einen ganzen Tag nicht zu sehen, sind aber groß. Vorteil: Die Engländer gehen mit Klassikern deutlich behutsamer um, als die Deutschen. Hier wird weniger mit den Händen und Fingern geguckt. Das führt dazu, dass man selbst rare Klassiker wie einen 300 SL Flügeltürer auf dem Besucherparkplatz findet.

Ich will Feuerwehrmann werden! Wo Militärfahrzeuge sind, sind auch alte Feuerwehren nicht weit: Goodwood 2014

Ich will Feuerwehrmann werden! Wo Militärfahrzeuge sind, sind auch alte Feuerwehren nicht weit: Goodwood 2014

Ein Tag ist nicht ausreichend für Goodwood. Wer nicht mindestens zwei Tage einplant, wird wenig Spaß haben. Bis man sich auf dem Riesengelände zurecht findet, braucht man schon ein paar Stunden.

Was es noch zu beachten gibt, habe ich im Folgenden zusammengestellt:

  • Hinfahrt: Am stressfreiesten kommt man unserer Ansicht nach durch den Tunnel nach England: www.eurotunnel.com. Natürlich geht es auch per Fähre. Mit www.poferries.de oder www.dfdsseaways.de ist man ebenfalls schnell in England und kann auf dem Weg noch Seeluft schnuppern.
    Im Eurotunnel: Teil der Maschine Porsche 911

    Im Eurotunnel: Teil der Maschine Porsche 911

  • Richtiges Outfit Damen: Kleidchen – gern Zwanziger oder Sechziger-Jahre. Aber auch Petticoats etc. kommen gut. Alternativ Dreißiger-Jahre Trümmerfrauen Outfit mit Kopftuch. Auf keinen Fall flache Schuhe vergessen. Pumps sind nur anfangs witzig. Es muss viel gelaufen werden.
  • Champagner: Wichtig. Daran erkennt man den Goodwood-Profi: Am besten mitnehmen, da vor Ort zu teuer.
  • Picknickdecke plus Picknick: Lange Schlangen vor den Fressbuden – am besten alles selbst mitnehmen. Die Engländer machen das sowieso. Und Platz zum Picknicken ist auf den Wiesen rundrum ausreichend.
  • Ohrenschützer mitnehmen: Für Kinder Pflicht – für Erwachsene hilfreich. Die Renner sind wahnsinnig laut, wenn sie vorbeifahren
  • Nach dem Event: Pubs und Restaurants im großen Umkreis sind nach dem Event voll bis zum Rand. Auch hier empfiehlt sich eine rechtzeitige Buchung! Wichtig: In England sind viele Pubs, aber auch B&Bs etc. nicht per Navi zu finden, weil es keine „echten“ Straßen gibt, sobald sich etwas außerhalb eines Dorfes/Stadt befindet. Es empfiehlt sich dringend, Anfahrtskizzen etc. vor Antritt der Reise auszudrucken. Wir haben noch nie so viele Orte nicht per Navi  erreichen können!

Fazit

Goodwood ist eine ganz großartige Oldtimer-Veranstaltung. Aber sicherlich keine, zu der man geht, um klassische Porsches und andere deutsche Fahrzeuge zu sehen. Der Schwerpunkt der Klassiker auf dem Goodwood Revival-Gelände liegt klar in England und Italien. Es dominieren Lotus, Jaguar, Ferrari, Maserati und Co.. Diese Marken und Motorräder der Dreißiger bis Sechziger findet man in Goodwood in rauhen Mengen und man sieht sie in Aktion, was man ja nun auch nicht von jedem Oldtimer-Event behaupten kann.

Ohrenschützer nicht vergessen: Rennen in Goodwood 2014

Ohrenschützer nicht vergessen: Rennen in Goodwood 2014

Wermutstropfen: Die hohen Ticketpreise sind nicht Jedermanns Sache. Die Goodwood Revival Rechnung summiert sich für zwei Personen schnell auf ein paar hundert Euro – je nach gebuchten Tickets. Dazu kommt die Übernachtung im B&B (ca. 100 EUR), Essen, Anfahrt etc. Kein billiger Spaß also. Goodwood ist keine Veranstaltung für Leute, die große Menschenmassen nicht mögen. Und Goodwood ist laut. Besonders wenn man den Rennen zuschaut. Aber das gehört ja auch irgendwie dazu.

Fotos: hansbahnhof, Die Frau – http://www.schoenerblog.de

 

 

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hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

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