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La haine, c’est la colère des faibles. #parisattacks #prayforparis (Off-Topic)

Written by hansbahnhof

La haine, c’est la colère des faibles. Der Hass ist die Wut der Schwachen. Das Zitat des französischen Schriftstellers Alphonse Daudet aus dem Buch “Lettres de mon moulin” von 1869 ist mir in der Nacht vom 13.11. auf den 14.11.2015 auf Facebook untergekommen, als ich zum ersten Mal von den Attacken in Paris las.

Ich war geschockt.

Dieses Blog wurde im November von Menschen aus 49 Ländern gelesen. Europäern, Osteuropäern – aber eben auch von Menschen in Israel oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Teil der Maschine erzählt unter anderem von Fahrten in fremde Länder und lebt von den Geschichten, die sich aus der Begegnung mit anderen Menschen ergeben. Schöne und fröhliche Geschichten, die die Frau und ich in den vergangenen Jahren in Frankreich, in Italien, in Holland, in England, Schottland und sonstwo erlebt haben.

Alle Menschen, die wir auf diesen Reisen getroffen haben, haben uns freundlich und offen empfangen. Nicht, weil wir ein schönes Auto hatten. Nicht, weil wir denselben Glauben hatten. Auch nicht, weil wir ihre Meinungen teilten. Sie haben uns empfangen, weil wir – egal wo – in einer Welt leben, die zu einem Dorf geworden ist. Ein Dorf, das aus unzähligen Kriegen, religiösen Auseinandersetzungen und unnötig vergeudeten Leben in den vergangenen 200 Jahren einiges gelernt hat. Zum Beispiel, dass man Andersdenkende respektieren sollte. Dass eine andere Religion nur ein anderer Weg in das selbe Haus ist. Dass Hass zu nichts führt außer zu mehr Hass.

Teil der Maschine ist außerdem ein Blog, der von meinen Ideen und Erinnerungen lebt. Ich erinnere mich zum Beispiel gut an meinen einzigen Aufenthalt in einem arabischen Land. 1990 in Tunesien. Le Kef, ein Dorf weit weg vom Massentourismus. Offene, fröhliche Menschen, die das Wenige, das sie hatten, teilten und den einzigen europäischen Exoten (mich) wie einen Bruder aufnahmen. Bis heute liegt eine Tube Harissa griffbereit in meinem Kühlschrank und tunesische Brik rufen nach wie vor positive Erinnerungen in mir wach. Mein christlicher Glaube? War nicht Thema. Ich war so, wie ich war, willkommen in Le Kef.

Und jetzt Paris…

Die Attentäter des 13.11.2015 haben unendliches Leid über Menschen gebracht, die sie nicht kannten. Menschen, die sie zufällig auswählten, ohne dass sie wissen konnten, was ihre Opfer dachten oder welchen Glauben sie hatten. Es gibt keinerlei Entschuldigung dafür und auch keinen Gott – egal wie er heißt – der ein solches Verhalten akzeptieren oder gar belohnen würde.


EODM (Eagles of Death Metal) – Anything ‚Cept The Truth –
Beim Konzert dieser Gruppe im Bataclan/Paris wurden die meisten Menschen getötet

Die Attentäter waren schwach im Sinne von Daudet. Sie ließen sich steuern von Menschen, die die finanziellen und psychologischen Mittel für solche Taten aufbringen. Menschen, die nie selbst in Erscheinung treten und sich hinter hohen Mauern verstecken. Menschen, die ihre Glaubensgenossen dazu auffordern, sich zu opfern, ohne das selbst je zu tun, nur um ihre Ziele zu erreichen. Ziele, die jeder Form von Zivilisation, Menschlichkeit und jeder Religion widersprechen. Ziele, für die sie irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden. Von den Menschen vielleicht. Von ihrem Gott ganz bestimmt und von der Geschichte, in die sie nicht als Gläubige eingehen werden, sondern als Mörder, die sich ihre Hände nicht selbst schmutzig gemacht haben.

Und dann die Flüchtlinge…

geloesch2t

Dieser Teil des Beitrages wurde von mir am 24.11.2015 auf Wunsch gelöscht.

Nach Paris ist vor dem nächsten Attentat

Paris war nicht das erste Attentat und es wird nicht das letzte sein. Es ist traurig das zu schreiben, während vielleicht irgendwo eine Bombe für Berlin gebaut wird.

Lassen wir uns jetzt nicht von unseren Emotionen wegreißen. Wir, die denkenden Menschen. Wir, die religiösen Menschen, egal welcher Religion und egal wo. Wir, die Menschen, denen das Wort Menschlichkeit etwas bedeutet und wir, die wir aus der Geschichte gelernt haben. Nach Paris gilt es einen klaren Kopf zu behalten. Diffuse Ängste und Ausländerfeindlichkeit sind keine Lösung, sondern der Punkt, wo das Problem erst beginnt. Das ist für einige unter uns schwierig zu verstehen. Doch die beste Waffe gegen das, was gerade passiert, ist zusammenzustehen und die willkommen zu heißen, denen es dreckiger geht als uns. Flüchtlinge zum Beispiel – egal welcher Religion oder Nationalität sie angehören.

Das ist eine Pflicht, die sich aus unserem religiösen Bekenntnis ergibt. Und für die Nichtgläubigen unter uns aus der (deutschen) Geschichte und dem Anspruch „zivilisiert“ zu sein. Eine Errungenschaft auf die wir stolz sind und die Deutsche, Amerikaner, Franzosen Engländer und viele andere mit einem hohen Blutzoll bezahlt haben. Denn wir leben nunmal in einem Staat, der aus der Geschichte lernen musste und nun einen entscheidenden Schritt weiter ist, als diejenigen, die diese Werte nun angreifen. Ob sie nun ISIS heißen oder in Dresden und anderswo braunes Gedankengut verbreiten.

Mein Beileid an die, die in Paris Freunde, Bekannte und Familie verloren haben. Meine Solidarität allen Franzosen, die sich als Grande Nation Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auf die Fahnen geschrieben haben. Meine Wünsche für eine friedliche Vorweihnachtszeit uns allen.

Edits:

  • 14.11.2015, 17.43 – Ich habe ein Lied von EODM (Eagles of Death Metal) mit dem Titel „Anything ‚Cept The Trut“ hinzugefügt.
  • 24.11.2015, 20.30 – Ich habe den Passus über Flüchtlinge auf Wunsch gelöscht

About the author

hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

6 Comments

  • Hallo Hans Bahnhof,

    vielen Dank für diesen blog, Du sprichst mir aus der Seele.

    Alles Gute auch für Dich und Frau.

    Viele Grüße
    Udo
    -der mit der Facellia

    • Hallo Udo,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Das macht mir Mut zumal es zu diesem Post auch „Gegenwind“ gab, der mich nachdenken lässt.
      Wir leben in bewegten Zeiten – mehr möchte ich dazu nicht sagen und hoffe, dass auch andere, die hier nicht kommentieren, so denken wie Du (und ich).

      Danke!

  • Hallo Ansgar!

    Danke auch von meiner Seite für den Beitrag.
    Terror und braunes Gedankengut muss mit allen Mitteln bekämpft werden.
    Auch mit einem Blog.

    Grüße
    Andreas

  • Hallo Ansgar,

    auch ein herzliches Dankeschön von mir. Sie sprechen wahre und ehrliche Worte zu diesem ersten und sehr nachdenklichen Thema. Gut das es Menschen wie Sie gibt, die Ihre Einstellung/Meinung offen und ehrlich kommunizieren. Danke für diesen tollen Beitrag!
    Ich schließe mich gerne meinem Vorredner an. Terror muss mit allen Mitteln bekämpft werden.
    Manchmal können auch starke Worte eine echte Gegenwehr sein!

    Mit nachdenklichen Grüßen und wie immer alles Gute auch für die Frau

    Joachim

    • Hallo Joachim, vielen Dank für Ihren Kommentar. Mit Worten etwas zu tun ist das Mindeste, das man heute gegen jede Art von Extremismus tun sollte. Schon, damit wir später nicht gefragt werden, warum wir denn geschwiegen haben. Den Fehler zu schweigen, haben wir ja hier in Deutschland schon mal gemacht. Herzlichen Dank daher auch für Ihren Beitrag!

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