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Octane – Oldtimerzeitschrift für Bauchleser und Bauchfahrer

Written by hansbahnhof

Print ist tot. Doch in der Zeitschriftenlandschaft für Oldtimer scheint es genau andersherum zu laufen. Denn gefühlt gibt es 2013 drei mal so viele Oldtimerzeitschriften wie 2003. Ich persönlich finde das toll.

Print ist tot. So jedenfalls liest man es in Zeiten panikender Zeitungsverlage und zurückgehender Auflagen. Doch in der Zeitschriftenlandschaft für Oldtimer scheint es genau andersherum zu laufen. Denn gefühlt gibt es 2013 drei mal so viele Oldtimerzeitschriften wie 2003. Ich persönlich finde das toll.

Denn ich bin Vielleser und Bauchleser – also jemand, der eine Zeitschrift mit der rechten Gehirnhälfte liest. Ich lese halt, was mich bewegt. So wie ich meine Autos fahre, weil sie mich zum grenzdebilen Dauergrinsen und innerlichen Jubeln bringen, wenn ich sie nur angucke. Schade nur, dass so wenige Zeitschriften das emotionale Thema „alte Autos“ adäquat umsetzen können.

Die englische Ausgabe der Hauszeitschrift des Verbandes der deutschen Mineralölindustrie

Auch wenn der Titel es nahelegt: Octane ist nicht die englische Ausgabe der Hauszeitschrift des Verbandes der deutschen Mineralölindustrie. Damit man überhaupt weiß, worum es geht, war wohl auch der Zusatz  „Autoklassiker & Sportwagen“ unter dem Titel notwendig.

Die in Deutschland noch junge Publikation stammt aus England. Heft 5 der deutschen Ausgabe ist gerade erschienen und strahlte mir im Zeitschriftenhandel des Münchener Hauptbahnhofs entgegen. Beim Durchblättern blieb ich an einem Kommentar der von mir sehr geschätzten Gabriele Spangenberg hängen. Deren abgeklärte Einstellung zu klassischen Elfern und dem aktuellen Porsche 911 Oldtimer-Gold-Rush ließ mich nach kurzem Anlesen in die Tasche greifen und 6 Euro in die Zeitschrift mit dem komischen Titel investieren.

Endlich mal was für Bauchleser und Bauchfahrer…

Octane bietet einen auf den ersten Blick wilden Mix aus modernen Autos, alten Autos, Sport- und Rennwagen und Szeneberichten. So wird die exotische Importgeschichte des welt-ältesten Toyotas AA aus Sibirien erzählt. Und (klar) Magnus Walker wird interviewt. Und es gibt einen netten Artikel und schöne Fotos vom Maserati A6G54, der mir bislang völlig unbekannt war. Und dann hat man einmal drübergelesen und es war eben doch kein wilder Mix, sondern getragen von dem, was die Faszination Oldtimer ausmacht. Jedenfalls dann, wenn man alte Autos nicht als Lifestyle-Accessoire oder pure Geld-Rush-Anlage sieht.

Endlich mal kein „welche Markenuhr passt zu Ihrem Oldtimer“ Artikel. Endlich mal kein „die besten Geldanlagen für den Garagengoldkäufer“-Artikel. Und sogar das siebenundachtzigste Interview mit Magnus Walker liest man mit Freude durch, weil es mal von jemandem stammt, der ordentlich Ahnung von alten Elfern hat und weiß, wie man  einen 65er Porsche 911 um die Rennstrecken der Welt treibt (Gabriele Spangenberg).

… oder doch für Yachtbesitzer?

Ich lese das hier gerade durch und finde, dass ich ganz schön lobhudele dafür, dass ich ein ganzes einziges Heft zur Hälfte gelesen habe. Mal schauen ob die Begeisterung bei mir bleibt. Und mal schauen, ob Octane auf Dauer genug Bauchleser, Bauchfahrer und Bauchträumer findet, denen es egal ist, dass sie das Geld für einen Maserati A6G54 oder einen frühen Elfer gerade nicht in der Portokasse haben. Denn die Zielgruppe, die Octane offiziell ansprechen möchte, wird die Zeitschrift kaum refinanzieren. Laut Mediadaten sind die Leser nämlich „Wohlhabende Menschen, die Zeit und Geld genug haben, um sich ihren Leidenschaften wie historischer Rennsport, Kunstsammlungen, Immobilien, Yachten und Reisen zu widmen“. Ups. Ich fühl mich gerade so Arbeiterklasse, liebe Octane! Muss ich vor Kauf der nächsten Ausgabe im Hauptbahnhof Essen noch einen Kaschmirmantel von Hermès leihen.

Fazit von Teil der Maschine

Octane – Ausgabe 5 – hat mir Spaß gemacht: Octane ist geschrieben und bebildert für Bauch-Typen mit Oldtimertraum. Für Bauchfahrer mit Oldtimer egal welcher Marke. Für Porsche-Fahrer und Porsche-Träumer, weil es viel um Porsches geht – aber eben nicht nur. Viel Spaß beim Lesen. Ich gehe jetzt mal schauen, ob mein Butler schon das Riva Aquarama abgestaubt hat…

Links

Den hervorragenden Ess- und Fahrblog von Gabriele Spangenberg sowie die Website von Octane findet Ihr hier:

 

About the author

hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

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