Anmerkung des Autors vom 27.12.2014:
Aus unerfindlichen Gründen ist „Argumente gegen den Kauf eines Porsche 911 Oldtimers“ die Seite, über die die meisten neuen Leser auf „Teil der Maschine“ stoßen. Wenn Du also über Google auf diese Seite gestoßen bist: Herzlich Willkommen! Auf den übrigen 400 Seiten von „Teil der Maschine“ geht es übrigens darum, weshalb Porsche 911 der Baujahre 1964 bis 1973 ganz großartige Oldtimer sind!
Porsche 911 – Traum oder Alptraum?
Ein Porsche Oldtimer ist ein faszinierender Traum. Er kann aber auch zum Alptraum werden, wenn man sich vor dem Kauf nicht intensiv mit dem Thema „Porsche 911 Klassiker“ auseinandersetzt. Potentielle Interessenten sollten sich daher frühzeitig über die Nachteile im Klaren sein, die der Kauf eines alten Elfers mit sich bringt.

Sieht super aus. Vor Allem bei gutem Wetter und wenn man nicht allzu genau hinguckt. Porsche 911 Oldtimer. Hier der Teil der Maschine Porsche 911 S 2.4 Targa aus dem Jahr 1972 (Ölklappenversion)
Die Hauptargumente gegen den Kauf eines Porsche 911 Oldtimers
Aber jetzt einmal Butter zu den Fischen. Was spricht gegen einen „Ur-Elfer“ – also die Porsche Oldtimer zwischen 1964 – 1973?
1. Sicherheit
Kein Airbag, kein Seitenaufprallschutz, keine Automatik-Gurte (je nach Ausstattung), keine servounterstützen Bremsen, keine Servolenkung und natürlich keine elektronischen Helferlein wie ASP, ESP, ABS etc.. Selbst ein aktueller Dacia Logan steckt einen Porsche der sechziger oder siebziger Jahre in die Tasche. Natürlich. Fast vierzig Jahre alte Standards sind halt mittlerweile überholt.
2. Geruch
„Riecht wie unser alter Käfer“, so formulierte es mal ein Mitfahrer. Und so ist es. Die Konstruktion der frühen luftgekühlten Porsche 911 Modelle eröffnet dem Fahrer von Neuwagen aktueller Produktion völlig neue olfaktorische Dimensionen. Der Motor atmet nämlich riechbar in den Innenraum. Je nach technischem Zustand mal mehr oder mal weniger. Und am deutlichsten, wenn man die Heizung einschaltet.
Die alten und kat-losen Porsche 911 Modelle sind übrigens „echte“ Stinker. Der Unterschied zu einem aktuellen Auto mit Kat ist deutlich. So war denn auch einer der ersten Kommentare, die ich als stolzer Erwerber eines klassischen Elfers von einem Passanten kassierte: „Der stinkt aber!“ – ok, das tut ein guter Camenbert auch…
3. Heizung
Die Heizung der Porsche 911 aus den ersten Serien ist gar nicht so schlecht wie oft behauptet wird. Aber sie ist drehzahlabhängig. Eine halbwegs durchgängige Temperatur ist daher nur durch beständige Regelung des Heizungshebels am Mitteltunnel möglich. Eine Arbeit, die viel Feingefühl erfordert und nie wirklich zufriedenstellt. Außerdem bringt das Einschalten der Heizung in jedem Fall olfaktorische Überraschungen mit sich (s. oben). Kein Vergleich mit einem aktuellen Fahrzeug.

Heizungsregelung im Porsche F-Modell: Viele Regler – doch wie warm es wird, bestimmt die Motordrehzahl!
4. Sitze und Sitzkomfort
Die originalen Standardsitze bieten weder Seitenhalt, noch ist es wirklich angenehm auf ihnen zu sitzen. Insbesondere im Sommer ist das Kunstleder der Originalsitze unangenehm. Besser sind die Versionen mit Mittelbahnen aus Cord oder Pepitastoff. Auf ihnen schwitzt man weniger. Echtes Leder gab es zwar für die Vordersitze. Es ist aber relativ selten.

Standard Porsche-Sitze von Recaro mit „Pepita-Muster“. Außen Kunstleder und innen atmungsaktiver Stoff. Darauf lässt es sich im Gegensatz zu vollständig aus Kunstleder bestehenden Fauteuils aushalten. Der Seitenhalt ist bei diesen Standard „Sofas“ jedoch miserabel und nicht eines Sportwagens würdig.
Noch seltener sind die originalen Recaro Sportsitze für frühe Porsche 911. Wer meint, er könne die mal eben bei eBay ersteigern, wird sich wundern. Die Preise gehen schon mal hoch auf 5000,– Euro für das Paar. Hinzu sind noch die berühmt-berüchtigten Recaro-Klappkonsolen zu rechnen, die es erlauben, die Sportsitze nach vorn zu klappen. Für die Konsolen ist ebenfalls noch einmal ein vierstelliger Betrag zu rechnen – wenn man denn welche findet!

Restaurierte Recaro Sportsitze mit Pepita-Muster für den Porsche 911 auf Recaro Klappkonsole. Gut zu sehen sind die stärker ausgeprägten Sitzwangen für besseren Halt in Kurven. Im Original sind diese Sitze kaum noch zu bekommen.
Anständige Alternativen zu den Originalsitzen gibt es übrigens. Dazu gehören die ca. 1000 – 1200,– teuren Sitze von BF Torino (Deutscher Anbieter: Bielstein) oder die Replikas von D´Eser in Turin (www.deser.it), die in der Szene als akzeptable Sitz-Alternativen bekannt sind. Beide Hersteller lehnen sich mehr oder weniger stark an die teuren Recaro Sportsitze an.
5. Innenausstattung
Die enormen Fahrleistungen früher Porsche wurden insbesondere durch „Leichtbau“ möglich. Ein Porsche der 70er Jahre ist daher qualitativ kaum mit einem Mercedes oder BMW aus dieser Zeit vergleichbar. Einige Beispiele: Handschuhfachinnenteil: Presspappe. Türtaschen: Presspappe mit Kunstleder. Luftausströmer: Dünnes Plastik, das sich bei zu großer Hitze schon mal verzieht. Türlehnen innen: Geschäumter Kunstoff (PU?) mit eingeschäumten Metallteilen und Kunstlederüberzug. Die Liste lässt sich fortsetzen.
6. Bremsen, kuppeln und Fahrwerk
Die frühen Porsche 911 bremsten für den technischen Stand ihrer Zeit ziemlich gut. In Zeiten servounterstützter High-Tech Bremsanlagen erscheinen die Bremsen eines frühen 911 aber relativ lächerlich. Festes Zutreten ist in jedem Fall wichtig. Einen Bremskraftverstärker sucht man vergebens. Das gilt auch für die Kupplung. Beherztes Zutreten hilft und in Stausituationen wird das Kupplungsbein schon arg gefordert.

Porsche 911 S 2.4 – Bremsen aus dem Jahr 1972. Für damalige Verhältnisse State of the Art, nach heutigen Standards steinzeitlich.
Ein F-Modell ist außerdem vom Fahrwerk her nicht mit einem aktuellen Fahrzeug vergleichbar. Der 911 ist schlaglochsuchend und flatterhaft in nahezu jeder Fahrsituation. Das macht auf Landstraßen Spaß, auf Autobahnen weniger und man stellt sich darauf ein. Wer auf Geradeauslauf Wert legt, sollte sich für ein Fahrzeug neueren Baujahrs entscheiden.
7. Rost
Frühe 911er rosten. Immer. Und es wird kaum einen 911er der frühen Baujahre geben, bei denen Rost nicht eines der wesentlichen Themen ist.

Porsche 911 Oldtimer. Da, wo man es nicht sieht wütet der Rost besonders. Zum Beispiel in den Türen wie hier. Rostvorsorge im Jahr 1972? Fehlanzeige!
8. Ersatzteil- und Werkstattkosten
Reifen sind relativ günstig. Damit hat es sich dann aber auch schon mit den Vorteilen. Originale Porsche Ersatzteile sind teuer. Aber auch die Preise für Reproduktionen lassen den oldtimerbegeisterten Porsche-Fan häufig erblassen. So werden z.B. für die Türtaschen eines 70er Jahre Porsche 911 im Moment ca. 300,– Euro aufgerufen. Damit sind 300,– Euro das Stück gemeint – und es gibt vier davon! Sie bestehen aus Pappe und Kunstleder!

Reifen sind relativ günstig. Das war es dann aber auch schon. Alles andere rund um die Wartung eines Porsche 911 Oldtimers geht ins Geld.
Die Werkstattkosten für alte Porsche sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Zwar ist die Technik mit Ausnahme der Motoren nach meiner Erfahrung relativ überschaubar. Doch in den meisten Werkstätten sorgt allein die Marke Porsche in Kombination mit den häufig technisch unbedarften und begüterten Eigentümern für heftige Aufschläge. Ein Werkstattbesuch kostet 1000,– Euro. Egal, worum es geht. So meine Erfahrung.
9. Verbrauch
Alte 911er saufen. Insbesondere die späten Modelle – z.B. mein 911 S 2.4 – genehmigen sich unglaubliche Mengen teuren Sprits. Unter 12 Liter wird man mit einem Urelfer kaum kommen. Der Porsche 2.4 S kommt bei engagierter Fahrweise locker auf 18 Liter für 100 km.
10. Verfügbarkeit guter 911er
Wer einen Blick in die einschlägigen Gebrauchtwagenportale tut, gewinnt den Eindruck, dass der Markt voll mit guten restaurierten Porsche 911 der frühen Baujahre ist. Dem ist aber nicht so. Die hohe Nachfrage hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele Porsche F-Modelle mit geringer Sachkenntnis und wenig Aufwand „restauriert“ wurden. Die Ergebnisse sind oft bescheiden und viele als „restauriert“ beworbene Elfer entsprechen nicht ansatzweise dem Auslieferungszustand oder auch nur grundlegenden Anforderungen an eine fachgerechte Restauration. Die Chance, beim Kauf ohne Experten in eine teure Falle zu tappen, ist relativ hoch.
11. Diebstahlgefahr
Nichts ist so einfach zu klauen, wie ein Porsche 911 Oldtimer. Am einfachsten ist es beim Porsche 911 Softwindow-Targa (hier mehr Informationen zum Porsche 911 Targa und Softwindow Targa), bei dem die Heckscheibe aus einem flexiblen durchsichtigen Kunstoff besteht. Der lässt sich ruckzuck aufnschneiden und drin ist man. Aber auch bei den anderen Porsche Klassikern haben Langfinger es leicht. Vordere Dreiecksscheibe einschlagen oder eindrücken, Tür entriegen, Wagen kurzschließen. Dafür braucht ein Profi weniger als ein paar Minuten. Und wenn der begehrte Oldtimer unsichtbar werden soll, schiebt man das 1080 kg schwere Leichtgewicht in einen geschlossenen Transporter. Weg ist er.
Argumente gegen Porsche F-Modelle, die nicht ziehen
Einige Argumente, die man gegen andere Sportwagen der siebziger Jahre vorbringen kann, ziehen beim alten Porsche nicht.
- die Porsche F-Modelle haben überraschend viel Platz für Gepäck. Vor Allem wegen der großen Rückbank. Aber selbst im Kofferraum geht es so geräumig zu, dass man überraschend große Koffer unterbringen kann.
- ein Porsche 911 F-Modell ist auch für große Fahrer problemlos nutzbar. Selbst mit 1,90 m kann man im frühen Porsche noch bequem fahren.
- die Alltagstauglichkeit ist wegen ausreichender Motorisierung und belastbarer Technik wirklich gut. Auch wenn man einen frühen Porsche 911 natürlich nicht als Alltagsfahrzeug benutzen sollte.
- das Netz der Werkstätten, die sich mit klassischen Porsche beschäftigen ist relativ dicht – auch wenn das noch lange nichts über deren Qualität sagt
- die Ersatzteilversorgung ist mittlerweile recht gut. Es gibt kaum etwas, das man nicht bekommt. Die Preise sind allerdings jenseits von Gut und Böse – ein Porsche-Aufschlag ist immer fällig
- Reifen sind relativ günstig – wer einmal einen Satz TRX-Reifen für einen alten BMW M5 kaufen musste, weiß, wie wichtig das sein kann
[…] HomePorsche 911 OldtimerDas Porsche 911 F-ModellDer Porsche 911 SPorsche 911 Oldtimer – Argumente gegen den KaufPorsche 911 – Mysterium ÖlklappePorsche 911 Targa 1966 – 1973Porsche Oldtimer FAQ […]
Ein sehr detaillierter und für einen begeisterten Porsche-fan äußerst kritischer und reflektierter Bericht!
Wahrscheinlich erwarten viele beim Kauf eines alten Porsches eine auf magische Weise unanständig hohe Qualität („weil es ein Porsche ist“) und übersehen dabei, dass es sich eben um einen Oldtimer handelt. Die allermeisten der Punkte, die du aufzählst, könnte man eben unter dem Punkt „der Wagen ist alt“ zusammenfassen. Aber wenn man das allein als Argument bringt, wird beim Leser vermutlich alles wieder durch die „Technikmagie“, die der Name Porsche mit sich bringt, überschrieben.
The criticism you make of the classic Porsche is because you’re a loser and you do not have enough money to buy one.
Thank you for your valuable comment. Please consider reading some other pages of this blog to discover (oops!) that I currently own enough classic Porsches to be able to talk about the pros and cons. I might still be a loser though. Oh. My. God.
Si como aseguras tienes suficientes Porsches clasicos como para poder hablar de los pros y los contras, aun me parecen mas extraños y desafortunados tus comentarios ya que estas comparando una tecnologia de hace mas de 40 años con la tecnología actual.
.( Kein Airbag, kein Seitenaufprallschutz, keine Automatik-Gurte (je nach Ausstattung), keine servounterstützen Bremsen, keine Servolenkung und natürlich keine elektronischen Helferlein wie ASP, ESP, ABS etc.)
Hi Vicente, the blogpost you are referring to lists the cons of the classic Porsche to enlighten those who are buying a classic Porsche purely as an investment OR simply for the fact that the car is „good looking“. It is supposed to keep uninformed people away from the cars we love or at least inform them about the disadvantages of a classic vehicle that is very dear to me and my friends. It is – on top of this – ironic which might be difficult to translate via Google. I will have a look around if I find someone who can translate the thing to spanish and come back to you then. That should clear things up…
Sehr lesenswert – und mit Sicherheit ehrlich…Danke für die Mühe.
Sie haben in allen Punkten Recht. Wenn man den Kontex versteht, dann erürbigt sich die Frage ob Sie für oder gegen Porsche sind.
Ich schätze Sie sind ähnlich infiziert wie ich und andere Enthusiasten.
Alles Gute
Selbstverständlich stimmen alle Punkte, aber neben den unschlagbaren Pro´s die es für diese Autos gibt, waren es auch viele der Con´s die mich als Porsche-Fanatiker dazu veranlasst haben, einen 71er Targa neben meinen 991 zu stellen.
Die Ironie kommt schon rüber. Manche Menschen haben aber leider keine Ader dafür. Grundsätzlich gilt: Wer sich einen alten Porsche zulegt, muss den gesunden Menschenverstand und jegliche wirtschaftliche Vernunft an der Garderobe abgeben. Und dann hat er unglaublich viel Spass…
Dem kann ich voll und ganz zustimmen!
Ein äußerst wertvoller Bericht, der dem ein oder anderen Porsche Rookie den Zahn in Bezug auf die häufige Erwartungshaltung, mit einem klassischen Elfer die Grundlage für Fahrspaß und unendliche Wertsteigerung, gepaart mit geringen Unterhaltungskosten, ziehen wird. In einer Vielzahl von Gesprächen mit freien Porsche Händlern attestieren diese vielen Interessenten eine geradezu unfassbare Naivität und berichten von äußerst anstrengenden Gesprächen. Auch der Typus des dienstwagenberechtigten Managers, der beim Kauf eines alten Porsches Neuwagenqualitäten erwartet, und sich über patinierte Ledersitze echauffiert, ist symptomatisch für die aktuelle Klientel.
Vielen Dank Alex. Interessant, dass sich aus Sicht der Porsche Oldtimer-Händler ein ähnliches Bild ergibt. So ist es wahrscheinlich mit allen „Hype-Investments“. Ich denke nur an die New Economy Blase wo Menschen ihr sauer verdientes Geld in windige Startups gesteckt haben. Anderes Thema, gleiche Geschichte.
Ein schöner Bericht. Ich selber habe einen Mercedes w108 aus 1971 mit 3.5 Liter V8. Ein bekannter von mir hat sich einen Porsche zugelegt. Vorher hab ich mir die alten 911er nicht so genau angeschaut. Er ist dann mal vobei gekommen und ich war geschockt wie billig der 911er im Vergleich zum Mercedes ist. Das komplette Armaturenbrett wirkt wie aus einem VW Käfer und alles war irgendwie mit billigen Plastik verkleidet. Es schaut wie ein Käfer mit niedrigem Dach aus…Auch der Verbrauch ist heftig für 125PS und eine knappe Tonne Gewicht. Ok… mein Mercedes braucht auch 14-16 Liter aber der hat 200PS und geht auch über 200KMh in der Spitze..
Aber trotzdem finde ich die frühen 911er kultig und schön. Nur verstehe ich die Preisentwicklung nicht, weil einfach keine gute Qualität geliefert wird…..
Aber jeder wie er will…
Danke für Deinen Kommentar Peter – ein 3.5er Mercedes ist natürlich ein absoluter Traum und das mit der Ausstattung/Qualität im Vergleich zum Porsche 911 F-Modell sehe ich genauso. Dass er wie ein Käfer mit niedrigem Dach aussieht werden Porsche-Fans anders sehen. Gerade das 911 Design gehört ja zu den anerkannten Ikonen der Gestaltung von Sportwagen. Was die Preisentwicklung angeht muss man vielleicht weniger die Qualität des Fahrzeuges berücksichtigen- man denke nur an die sechsstelligen Preise für VW Samba T1 Busse – sondern auch die schiere Menge der gebauten Autos. Das sind ja keine Kleinserienfahrzeuge und viele haben überlebt. Aber der Markt diktiert die Preise und die sind leider hoch…
Eigentlich bin ich fest entschlossen, einen alten 1968-70 er Porsche zu kaufen. Das kleine Kästchen anstelle der Heizungsregler ist sicherlich eine Klimaanlage. Wie ist diese? Zudem fahre ich bis jetzt einen Oldtimer BMW 1602. Wie beurteilen Sie den Unterschied zwischen den zwei Fahrzeugen. Ist der 911 so viel spartanischer? Zudem noch eine Ffage: was bedeutete das Kürzel 911 ohne jeglichen Zusatz (T,L, S)?
Vielen Dank für Ihre Antworten!
Beste Grüsse
J. C. Müller
Hallo J.C., 68-70 – das wäre dann die ersten Modelle mit langem Radstand. Autos mit Klima kommen meist aus den Staaten. Die originalen Anlagen kann man nach heutigen Standards vergessen, in den Staaten gibt es aber Anbieter, die alte Elfer mit aktueller Klimatechnik ausrüsten. Wie groß der Unterschied zwischen einem 1602 und einem Elfer Bj. 68 ist, kann ich nicht beurteilen. Ich bin noch keinen der kleinen BMWs gefahren. „911“ hat keine wirkliche Bedeutung. Ursprünglich sollte es mal „901“ heißen, worauf der unbewiesenen Legende nach Peugeot Einspruch wegen der „0“ in der Mitte eingelegt hat. Die Unterscheidung in T, E, S bezeichnet unterschiedlichen Ausführungen des Elfers. Der „S“ ab 1966 war immer das Sportmodell mit der meisten Leistung. Der „E“ ab Modelljahr 1969 lag leistungsmäßig darunter und war als „Luxusversion“ gedacht, wobei die Ausstattungsunterschiede minimal waren. Der „T“ war das Grundmodell (ab Modelljahr 1968) und galt als Basisvariante mit der geringsten Motorleistung. Einen „Nur“-911 gab es bei den frühen Modellen nur in den Modelljahren 1964, 1965 und 1966. Ich hoffe, ich habe das auf die Schnelle jetzt hier historisch richtig widergegeben. Tipp: Vor dem Kauf auf jeden Fall einen alten Elfer fahren. Das sind schon Autos, die ihre Ecken und Kanten haben – wie alle Oldtimer egal welcher Marke. Beste Grüße in die Schweiz!
Der Beitrag ist hervorragend. Mit einer Prise Ironie geschrieben. Meiner Erfahrung nach stimmt alles. Habe kürzlich einen Bubentraum erfüllt, indem ich von einem renommierten Spezialisten einen teilrestaurierten 2.4 T kaufte. Als das Modell damals auf den Markt kam, war ich 15 und habe diese Autos unheimlich bewundert. Hatte vorher sieben Porsche, von G-Modell bis 993:er. Bis ich das jetzige F-Modell gefunden hatte, war ich zusammen mit einem Porsche-Spezialisten ein gutes halbes Dutzend 2.4 besichtigen. Bis auf den jetzigen, sämtliche mit allerhand Mängeln.
Brauche das Auto u. A. um an Oldtimer-Rallies teilzunehmen. Macht viel Spass, ist aber nicht jedermanns Sache.
Hallo Philip, herzlichen Dank und viel Spaß beim Rallyefahren mit dem 2.4er!
Hallo Philip,
was Du hier schreibst könnte 1:1 von mir geschrieben worden sein! Ich hab praktisch alle Modelle durch, besitze 7 unterschiedliche davon (inkl. Urturbo, GT3, Carrera 2,7 RS Conversion aus 1972, …), leider fehlt mir noch der letzte Luftgekühlte, der 993er. Ich hab auch einen alten 1972er VW Käfer 1303S umgebaut auf einen Salzburg Rallye Käfer, selbe Technik und ähnliche Emotion wie ein 911er.
Alles auf diesem Blog zusammenfassend auf den Punkt gebracht: einen Porsche kauft und besitzt man mit seinem Herzen und aus Leidenschaft – aber fahren sollte man ihn mit Hirn und Verstand!
Sehr treffender Artikel, der mich sehr an meinen 1968 912 erinnert hat. Nach fast 10 Jahren Abstinenz hatte ich die ganzen Nachteile schon verdrängt und bin auf der Suche nach einem klassischen 911er. Mich würde interessieren, wie der Autor die frühen G-Modelle im Hinblick auf die genannten Punkte beurteilt. Grüße aus Münster!
Lieben Dank fürs Lob! Porsche hat ja von Generation von zu Generation Details verbessert. Abgesehen vom 2.7er Motor der frühen G-Modelle, der nach Aussage von Experten nicht so ideal ist. Gerade bei den frühen G-Modellen gelten aus meiner Sicht ähnliche Kritikpunkte wie bei den späten F-Modellen. Die ausgereiften G-Modelle der Achtziger sind wahrscheinlich eine der schönsten und schlauesten Arten, einen klassischen Porsche zu fahren. Dabei würde ich gar nicht soo viel Wert auf das immer wieder in den Himmel gelobte G-50 Getriebe legen. Das 915er ist so viel schlechter nicht, wenn es gewartet ist und mit Respekt bedient wird. Viel Erfolg bei der Suche nach Münster – glücklicherweise sind die Marktpreise ja gerade mal wieder etwas entspannter!
sehr gute Analyse dieses schönen Fahrzeugtyps. Ich bin 1966 geboren und der frühe 911 war immer mein Wunsch den ich mir einmal erfüllen wollte. In den letzten 4 Jahren hatte ich die Möglichkeit 3 Stück 911 F Modelle und einen 912 Bj. 1965 Voll zu restaurieren und erlaube mir meine Erfahrungen mit zu teile. Die frühen F Modelle hatten alle ein schweres Leben, in Europa den Winter und Salz, die Fahrzeuge die überlebten wurden in der Regel stark beansprucht, oder gingen durch mehrere Hände, im Normalfall alle mit wenig Geld für Instandhaltung oder Service. Ein Fahrzeug Voll zu restaurieren kostet so viel Geld (im übrigen 911 wie 912 kein großer Unterschied) dass es ein Händler nicht machen kann, er muss ja im Verkauf auch etwas verdienen. Wie auf den Messen immer wieder zu sehen, bei einem „Porsche 911 komplett restauriert € 145.000.-“ muss man sich im klaren sein dass nicht viel gemacht wurde. Ein früher Porsche 911macht süchtig, man braucht da Gefühl nicht immer, aber man sucht es immer wieder!!