Porsche 911 Targa 1966 – 1973

Den Vorgänger des Porsche 911 war der Porsche 356. Wer den in der Frischluftvariante wollte, hatte volle Auswahl. So gab es das Porsche 356 Cabrio und außerdem noch den 356 Speedster für die ganz Harten.

Den Porsche 911 gab es in den ersten beiden Jahren nur als Coupé – also geschlossen. Die Entwicklung eines Cabrios war zwar geplant und es entstanden Prototypen eines offenen Porsche 901, doch in Serie ging das Porsche 911 Vollcabrio nie.

Man munkelt von technischen Problemen, denn bei der Entwicklung des 911 war die offene Version nicht berücksichtigt worden. Es mangelte dem Elfer an Verwindungssteifigkeit, wenn man ihm das Dach abschnitt. Man kann ja auch nicht an alles denken, wenn man eine Ikone plant.

Der Porsche Targa wird vorgestellt

Der Targa wurde dann auf der IAA im September 1965 vorgestellt. Dabei schielten die Entwickler natürlich auf den wichtigen Hauptabsatzmarkt USA. Die Geschichte, dass eine Verschärfung der Sicherheitsrichtlinien dem Vollcabrio entgegengestanden hätte, entstand wohl später und  ist nach Ansicht von Experten eher unwahrscheinlich.

Porsche Softwindow-Targa

Der stabile Targa-Bügel sorgte nicht nur für deutlich mehr Verwindungssteifigkeit im offenen Elfer, sondern diente natürlich auch dem Schutz der Insassen. Das Targa-Konzept sollte größtmögliche Wahlfreiheit beim Offenfahren erlauben. Dazu gehörte auch die flexible Heckscheibe aus Plastik, die man in den ersten Jahren montierte.

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Den Porsche Softwindow-Targa gab es auch mit Vierzylinder als Porsche 912 Targa Softwindow. Doch so schön so ein Auto restauriert ist. Die softe Heckscheibe ist keine gestalterische Glanzleistung.

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Diese sogenannten Softwindow Targas boten ein maximales Frischlufterlebnis, da sowohl das Targa-Dach entfernbar war, als auch die „Heckscheibe“, die man per Reißverschluss öffnen konnte.

Doch auch wenn das Targa-Konzept grundsätzlich ankam. Die flexible Heckscheibe war unpraktisch zu bedienen. Und bei einem Schauer hatten Softwindow-Targa Besatzungen viel zu tun, um den Elfer schnell regenfest zu machen. Das Softwindow war außerdem ein beliebter Einstieg für Autodiebe. Und – es sah wirklich nicht gut aus.

Porsche ging aus all diesen Gründen daher schnell auf die Suche nach einer Alternative zur „weichen“ Heckscheibe. Die feste Targa-Heckscheibe mit Panorama-Effekt war geboren.

Targas von anderen Herstellern

Das Targa-Konzept  mit festem Bügel war übrigens so erfolgreich, das Porsche weltweit kopiert wurde. „Targas“ anderer Hersteller waren bis in die Achtziger und Neunziger auf deutschen Straßen unterwegs. Sie kamen von Opel (Kadett Cabrio) und Volkswagen (VW Golf – „Erdbeerkörbchen“).

Hier macht der Targa Spaß: MIit dem 911 S 2.4 Targa von Teil der Maschine am Lac de Saint Croix (Canyon de Verdon, Frankreich)

Hier macht der Targa Spaß: MIit dem 911 S 2.4 Targa von Teil der Maschine am Lac de Saint Croix (Canyon de Verdon, Frankreich)

Das Porsche Targa Dach: “Damenleicht”

Das  Targa-Konzept war nicht nur sicherer als ein Vollcabrio. Es löste auch das Problem, das ein sich ein Stoffdach bei hohen Geschwindigkeiten verformt. Diese Verformung runiniert sowohl Optik als auch Aerodynamik.

Das Targadach hingegen ist hochgeschwindigkeitsfest. Porsche konstruierte einen soliden Metallrahmen, der sich zieharmonikaartig zusammenfalten ließ. So reduziert sich das Dach des  Targa auf etwa ein Drittel der Gesamtfläche und lässt sich problemlos im Kofferaum oder auf der Rückbank des 911 verstauen.”Damenleicht”, wie Porsche es nannte, ist das Entfernen des Daches allerdings nicht. Man macht das am besten zu zweit, wenn einem der Rücken lieb ist.

Targadach öffnen – so geht es

Um das Frischlufterlebnis im offenen Porsche 911 zu genießen, ist einiges an Arbeit zu leisten. Zuerst muss mit einem speziellen Schlüssel das Dach an zwei Stellen entriegelt werden. Der / die Schlüssel liegt  in der Regel im Handschuhfach. Wenn nicht, muss man geschlossen weiterfahren und einen bei eBay ersteigern. Die Entriegelungslöcher befinden sich am vorderen Holm des Daches in etwa auf Höhe der Köpfe von Fahrer und Beifahrer. Und so geht es auf: Schlüssel vorsichtig auf Position “zu” einführen und gegen den Uhrzeigersinn in Richtung “offen” drehen. Das gleiche auf der anderen Seite machen, wenn man nur einen Schlüssel hat.

Am besten sitzt man dazu auf dem Fahrer- oder Beifahrersitz.  Der Verschlussmechanismus ist geöffnet, wenn sich das Dach im Bereich des Scheibenrahmens mit einem leisen metallischen Klick ca. 0,5 cm nach oben bewegt.

Sind beide Riegel geöffnet, wird das Dach von außen auf Höhe des Scheibenrahmens leicht angehoben und einige Zentimeter nach vorn Richtung Scheibenrahmen herausgezogen. Hat man das geschafft, stellt man das Dach idealerweise auf die eigenen Füße. Das schont die empfindlichen Kanten des Daches und den eigenen Rücken beim Zusammenklappen. Zusammengeklappt ist das Dach ein handliches Paket, das problemlos Platz im Kofferraum findet.

Targadach schließen – so geht es

Auch beim Schließen des Daches helfen die eigenen Füße. Dach aus dem Kofferraum holen. Auf die eigenen Füße stellen und die beiden zusammengeklappten Schenkel der Konstruktion wieder in ihre ursprüngliche Position ziehen, bis sie einrasten. Um den Widerstand zu überwinden ist ein wenig Kraft notwendig.

Wer zu früh zumacht, verliert. MIt dem Porsche 911 S 2.4 Targa in den französischen Alpen.

Wer zu früh zumacht, verliert. Mit dem Porsche 911 S 2.4 Targa von Teil der Maschine in den französischen Alpen.

Dann das Dach mit den beiden spitzen Führungsstiften in den Targabügel einführen. Dabei muss man darauf achten, nicht zu verkanten und aufpassen, dass man mit den höllisch spitzen hinteren Führungsstiften nicht die Targabügeldichtung punktiert. Wenn das Dach hinten vollständig eingeführt ist, den vorderen Teil auf den Scheibenrahmen legen und leicht andrücken bis es in den ersten Rastpunkt (metallisch klickendes Federgeräusch) einrastet. Dann von innen mit dem Targadachschlüssel auf beiden Seiten im Uhrzeigersinn das Dach endgültig befestigen. Im Anschluss daran zur Sicherheit noch einmal von außen nachschauen, ob das Dach plan auf dem Scheibenrahmen und am Targabügel aufliegt.

Porsche Targa – Pro und Contra

Das Targadach verspricht damals wie heute absolute Formtreue – auch bei hohen Geschwindigkeiten. Das hat die Targalösung sogar einigen zeitgenössischen Stoffdächern voraus. Der Siegeszug des Porsche 911 Cabrios in den Achtziger Jahren ist trotz Allem verständlich. Denn das Öffnen des Daches ist eine zeitraubende und durchaus anstrengende Sache. Jedenfalls zeitraubender und anstrengender als das Cabriodach zu öffnen und zu schließen. Beim Cabrio bleiben zudem Sitze oder Kofferraum frei für Gepäck. Da kann das Targadach noch so kompakt sein.

Nasse Füße im Targa

Das Targadach ist dicht – jedenfalls, wenn die Scheibenrahmen der Türen sowie alle Dichtungen und die Einstellung des Daches stimmen. Das ist durchaus eine knifflige Angelegenheit und bei vielen Schönwetter-Targas nicht der Fall, so dass im Falle eines Regengusses nasse Füße drohen.

Windgeräusche

Die Innenraumgeräusche eines Porsche 911 Targa der Baujahre 1966 – 1973 sind lauter als bei der Coupé-Version. Richtig schmerzhaft wird es, wenn das Dach – z.B. aufgrund einer falschen Dichtung aus einem späteren Modell oder aus anderen Gründen – am Scheibenrahmen nicht plan anliegt.

Schon wenige Millimeter “Wulst” über dem Schreibenrahmen genügen, um ein Gespräch im Wagen oberhalb von 110 km/h vollständig unmöglich zu  machen. Die “richtige” Dichtung für die frühen Targa-Modelle ist übrigens mittlerweile als Reproduktion verfügbar. Wer deutliche Probleme mit seiner Dichtung hat, sollte sich einmal bei den einschlägigen Shops im Internet schlaumachen und dabei die Angaben zum Baujahr achten! Offen gefahren sind die meisten Targas innen übrigens leiser als im geschlossenen Zustand.

Windschott unnötig – Rundumsicht vorbildlich

Vorbildlich ist der Windschutz der Targa Porsche. Die relativ steil stehende Windschutzscheibe in Kombination mit der wie ein Windschott funktionierenden festen Heckscheibe sorgen für relative Windstille beim Offenfahren. Und noch einen weiteren Vorteil bietet die “Panorama-Heckscheibe” im Porsche Targa. Sie sorgt für konkurrenzlose Rundumsicht. Da können sich Mercedes SLK und andere Cabrios heutiger Produktion ein Beispiel dran nehmen. Auch das F-Modell Coupé muss angesichts der riesigen Targa-Heckfensterfläche passen.

Reparaturkosten Targadach

Die Kosten für eine Komplettüberholung des Targadaches beim Spezialisten sind porschetypisch. Unter 1000,– EUR wagt sich keiner an die Kombination aus kompliziertem Mechanismus und Kunstlederhaut. Theoretisch bekommt man das Dach sogar noch neu. Bei meinem letzten Blick in die Preisliste lag der Preis bei einem satten fünfstelligen Betrag – und ich habe mich nicht vertippt!

 

Mehr zum Thema “Targadach” in Kürze bei Teil der Maschine. Ein Video ist ein Vorbereitung.

1 Comment

  • Und gerade das Tropfen, bei heftigem Regen, lässt einen wissen in was für einem Schmuckstück man sitzt. Erst recht die Freude wenn man dann das Targadach wieder abschrauben darf!

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