Alte Autos kauft man nicht auf Bestellung. Und man braucht Zeit und Ideen – gerade, wenn es um einen Wagen geht, der nicht an jeder Ecke steht.
Aufgabe Nummer eins: Ein Gefühl für den Markt und für den Zustand der angebotenen Objekte zu bekommen. Das begann für mich mit dem Besuch verschiedener Urelfer-Händler und Oldtimer-Messen wie der Techno-Classica in Essen.
Die grundsätzliche Option: Warum nicht beim Händler kaufen, auch wenn die Sache teurer wird. Dafür geht es tendenziell schneller und man hat eine Garantie.
Wenn man nicht gerade alter deutscher Geldadel ist, sucht man lange nach dem Porsche, in man sich verguckt hat. Und man sollte das auch tun..
Warum wollte ich unbedingt einen Porsche 911 S 2.4 Targa in der Farbe hellelfenbein? Die Gründe sind vielfältig und haben mehr emotionale als rationale Komponenten.

Ein bißchen träumen darf man. Zum Beispiel vom perfekt restaurierten Porsche 911 S Targa – hier auf der Techno Classica 2009.
Grund 1: Deutschlands schnellstes Auto
„Deutschlands schnellstes Auto“, so titelte Auto Motor Sport 1971 über den damals brandneuen 190 PS starken 2,4 Liter Porsche. Auch wenn diese Zeiten vorbei sind: Die 190 PS des S-Modells sind auch im heutigen Straßenverkehr noch eine echte Ansage. Hauptgrund dafür ist das geringe Leerewicht des Elfers von knapp über 1000 kg. Zum Vergleich: Ein 911 Baujahr 2008 schleppt mehr als 1400 kg mit sich herum. Selbst ein Standard Golf mit 80 PS ist ca. 60 kg schwerer.
Dass man die hohe spezifische Leistung des Veteranen aus Respekt vor der mehr als 30 Jahre alten Technik nicht ständig ausfährt, ist klar. Aber es ist gut zu wissen, dass man es könnte. Das geht schon deswegen, weil die späten F-Modelle technisch ein deutlicher Fortschritt zu den Urmodellen aus den Sechzigern sind.
Die Bezeichnung „F-Modell“, die sich auf diesen Seiten findet, bezeichnet die klassischen 911er vor Baujahr 1974. Das spätere „G-Modell“ trägt bereits die dicken Stoßstangen, die von Porsche aufgrund neuer Gesetze für den amerikanischen Markt eingeführt wurden. Interessant dabei ist, dass ein F und ein G-Modell sich vom Aufbau her stark gleichen. Daher wurden in den Siebziger und Achtziger Jahren auch viele F-Modelle auf die moderner wirkende „G“-Optik umgebaut. Diese Umbauten werden heutzutage oft wieder rückgängig gemacht, was nicht immer trivial ist.
Die zahlreichen technischen Verbesserungen, die die Porsche AG in den Jahren 1965 bis 1972 am 911er vorgenommen hatte, machen die Modelle zu einem teuren, aber kalkulierbaren und alltagstauglichen Spaß. Neben dem ausgezeichneten Leistungsgewicht hat der S in der 2.4 Liter-Version noch andere technische Pluspunkte gegenüber seinen Vorfahren.

Vor dem Kauf viel Lesen ist immer wichtig. Es muss ja nicht die originale Bedienungsanleitung zur Ölklappe sein. Die gibt es übrigens bei Porsche auch als Nachdruck!
Dazu zählt insbesondere das neue verstärkte Getriebe mit der Bezeichnung 915, das ab 1972 erhältlich war. Für ein besseres Fahrverhalten sorgt der im selben Jahr eingeführte Bugspoiler, der den Auftrieb des Vorderwagens bei höheren Geschwindigkeiten stark reduzierte. Die Einführung des Spoilers war eine so erfolgreiche Maßnahme, dass große Teile der in den Siebzigern gebauten Elfer mit diesem Bauteil nachgerüstet wurden.
Den Bugspoiler gibt es in Plastik oder in Metall. Die Metallversion hat den Vorteil, dass sie das Gewicht am Vorderwagen erhöht, sowie den Nachteil, dass sie rostet.
Grund 2: Stil der Sechziger – Technik der Siebziger
Die Farbe „Hellelfenbein“ (amerikanisch: „light ivory“) gehörte zu den ersten Farben, die für die frühen 911er ab 1964 lieferbar war. Das todschicke abgetönte Weiß verleiht dem späten F-Modell aus den Siebzigern den mondänen Charme der sechziger Jahre.

Das Urmodell, ein 1965er Porsche 911 Coupé in hellelfenbein (links) zusammen mit dem Auto, um das es hier geht: 1972er Porsche 911 S 2.4 Targa. Für den Laien und von außen sehr ähnlich. Aber ansonsten ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Die Unterschiede zu den Elfern der Sechziger sind für den Laien in der Tat kaum sichtbar. Der längere Radstand ab 1969 sowie leichte Retuschen in der Optik fallen nur demjenigen auf, der sich intensiver mit Urelfern beschäftigt.
Der Betrachter fühlt sich in eine Zeit zurückversetzt, in der Männer noch „Bond James Bond“ hießen, ständig eine Zigarette in der Hand hielten und ihren Smoking nur dann gegen einen Taucheranzug vertauschten, wenn es darum ging, dralle Blondinen aus den Fängen fieser Bösewichter mit osteuropäischem Migrationshintergrund zu retten.
Die in den Siebzigern angesagten Schockfarben haben natürlich ebenfalls ihren Reiz. Und sie haben ihre eigene Ästhetik. Aber wer in den Siebzigern aufgewachsen ist, wie ich, kämpft wohl immer noch mit den optischen Überdosen der Prilblumen- und „Disco“-Ära.

Anfang der Siebziger war der Porsche 911 S mit dem 2.4 Liter Motor nicht nur der schnellste deutsche Seriensportwagen, sondern auch der gelbste. Alternativ gab es Farben wie condagrün und andere Bonbontöne. (Bild: Originalprospekt, Faltprospekt Porsche 2.4l)
Grund 3: Der 911er als Wertanlage
Der dritte Grund für den weißen „S“ ist unromantisch, aber legitim im Zeichen von Bankenkrise und Rezession: Wertsteigerung und Werterhalt sind ein echter Pluspunkt für das Top-Cabrio der frühen Siebziger.
Selbst wenn man in ein solches Auto im Laufe der Jahre Unsummen investieren muss. Denn in ein vergleichbares „T“ oder „E“-Modell investiert man die selben Euros bei deutlich niedrigerem Marktwert. Selbst wenn man ihn nicht verkaufen möchte – von irgendwas müssen die Enkel ja mal ihr Studium bezahlen.
Grund 4: Porsche Umrüstung auf Brennstoffzelle und Elektromotor
Puristen bitte jetzt nicht weiterlesen. Ich kenne die Meinungen zu diesem Thema. Aber wir sprechen uns in 15 Jahren wieder!
Noch eine Überlegung, die ganz generell für die frühen 911er spricht – auch wenn sie Stand 2008 noch gewagt schien. Ein Wagen, der an einem guten Tag 20 Liter Super für hundert Kilometer benötigt, wird in zehn Jahren umgerüstet werden müssen. Auf Pedalantrieb, Brennstoffzelle, Strom, Atomkraft oder Sonnenenergie. Solche Umrüstungen werden für eine vielgebaute Designikone wie den 911er sehr schnell zur Verfügung stehen. Der Abschied vom originalen 2.4 l Spritfresser wird dann aufgrund des voraussichtlich großen Angebotes für solche Umrüstungen kein Problem darstellen. In der Haut eines DeTomaso Panthera oder Lamborghini Espada Fahrers möchte ich dann eher nicht stecken. Ich jedenfalls bereite mich auf die Elektroversion vor und werde versuchen, rechtzeitig den Sound zu konservieren. Der dürfte dann wie beim Tesla Roadster von Brabus aus Lautsprechern kommen. Alles besser, als gar nicht mehr zu fahren.
Grund 5: Kein Auto zum Angeben
Wer einen Oldtimer zum Angeben sucht, kann hier aufhören, zu lesen. Die frühen F-Modelle von Porsche taugen nicht dafür. Jeder Jaguar E-Type wird sofort als altes und teures Auto wahrgenommen. Einem 79er Käfer wird verzückt hinterhergeguckt. Beim 72er S bleiben Reaktionen nahezu völlig aus.

Süß! Ein Oldtimer-Käfer. Mit dem Porsche 911 S 2.4 passiert einem das nicht. Versprochen. Wer also ein Auto sucht, auf das er angesprochen wird, sollte in den Regalen anderer Hersteller suchen.
Auch der Neidfaktor ist erfreulich niedrig. Als Porsche wird der Wagen aber natürlich sofort erkannt: „PORSCHÄÄÄ!!!!“ – so krähen einem dann schon einmal zwei Vierjährige vom Gehweg aus entgegen. Wird man doch mal angesprochen, so hört man häufig „Ach sooo alt ist der schon!“. Glückwunsch an die Porsche Designer. Zeitlos ist eben zeitlos.
Bei Experten ist die Situation eine andere. Der Wagen wird kritisch umschlichen, das „911 S“ Schild kritisch beäugt und dann kommt die unvermeidliche Frage: „Kann ich mal den Motor sehen?“ Wenn die Klappe dann aufgeht, strahlt der Experte und erkennt „das ist ja ein S!“.
Was ich finden wollte
Mein Ziel: Einen bezahlbaren, nicht perfekten, aber technisch gepflegten Wagen zu finden. Anders gesagt, eine „fahrbare Restaurierungsbasis“. Der Wagen sollte sofort und möglichst problemlos gefahren werden können. Bei gutem Wetter auch im Winter. Aber natürlich nicht als Alltagsfahrzeug. Weitere Reisen? Ganz klar. Die erste weitere Tour sollte über die Schweiz an die Cote d´Azur bis nach Italien führen und wir haben das mittlerweile auch hinter uns gebracht!