Schottland im 1972er Porsche 911 S 2.4 Targa. Die Gesamtstrecke war kürzer als unsere Tour de Grandes Alpes im letzten Jahr. Den 911 S heil durch das Land von Kilts und Whisky zu bringen, war trotzdem eine große Herausforderung.
Zunächst natürlich wegen des Linksverkehrs, auf den man sich erst nach einigen Tagen wirklich einstellt. Dann wegen der nicht immer ideal ausgebauten Straßen, die wir aber auch bewusst in Kauf genommen haben. Und drittens wegen des unberechenbaren Wetters. Wenn man – wie wir – Schottland im 911 Targa bereisen möchte, sollte man vor einer Reiseantritt mal den Gartenschlauch draufhalten. Besser vorher feststellen, dass was undicht ist, als erst in Schottland.
Unsere Schottland-Tour im Porsche 911 S in Zahlen
Wir sind in zehn Tagen ca. 2400 Kilometer gefahren. Davon die wenigste Zeit auf Autobahnen oder Landstraßen. Wir schätzen ein Durchschnittstempo von maximal 60 km/h. Der Verbrauch des 911 S 2.4 lag schon aufgrund dauernder Beschleunigungs- und Bremsmanöver sowie des Gepäcks relativ hoch. Wir haben 15,7 Liter ausgerechnet. Für einen fast vierzig Jahre alten Porsche mit 190 PS und mechanischer Einspritzung eigentlich gar nicht soo schlecht. Wenn es ging, haben wir „Premium“ – also Super – getankt. Überall gab es das übrigens nicht!
Die Fähre – abkürzen und entspannen zwischen Ijmuiden und Newcastle
Eine wirklich gute Idee der Frau war, neben anderen guten Ideen, die Nutzung der Fähre von Ijmuiden (Amsterdam) nach Newcastle. Dadurch konnten wir ein erhebliches Stück der Strecke abkürzen und hatten auch noch eine sehr entspannte Anreise inklusive gutem Abendessen und anständigem Frühstücksbuffet zum Start.
Den Targa dichtmachen, wenn alles zu spät ist
Schottischer Regen ist nicht vergleichbar mit deutschem Regen. Falls der 911 Targa doch undichter ist, als angenommen, hat sich die Müllsackmethode gut bewährt: Einen Müllsack aufschlitzen und als Plane unter die Scheibenwischer sowie zwischen Tür und Targadach auf beiden Seiten einklemmen. Das hält auch einen horizontal fallenden schottischen Landregen ab. Es funktioniert aber leider nur im Parkzustand. Zum Trost: Im Fahren ist auch ein undichter Porsche Targa dichter als beim parken, weil der Fahrtwind einen Großteil des Wassers verdrängt.
Porsche 911 Werkstätten in Schottland
Es ist einfacher, in Schottland einen seltenen Rallye-Escort repariert zu bekommen, als einen Porsche. Da wir glücklicherweise keine Werkstattunterstützung nötig hatten, anbei die Tipps, die wir vom rührigen Porsche Enthusiasts Club bekommen hatten. Die Webadresse des Clubs: http://www.tipec.net/.
- Edinburgh: Adresse folgt
- Glasgow: Adresse folgt
Falls man woanders liegenbleibt, finden sich in Schottland ausreichend Motorköpfe, die sich auch mit Alteisen gut auskennen. Einfach an der nächsten Tankstelle fragen. Der nächste hilfsbereite Schotte sollte nicht weit sein.
Verkehr in Schottland
Der Verkehr ist in Schottland angenehm entschleunigt. Schotten drängeln nicht und bedanken sich mit netten Handzeichen. Schotten halten sich außerdem sklavisch an Geschwindigkeitsbegrenzungen und selbst in kleinen Dörfchen warnen hektisch blinkende Warntafeln vor zu schnellem Fahren. Die Polizei arbeitet mit fest installierten Starenkästen, die sich allenthalben finden oder mit Laserpistolen aus parkenden BMWs heraus.

Der Verkehr ist in den Städten, wie hier in Edinburgh vor dem Scott Monument, kaum anders, als bei uns in Deutschland. Auf dem Land geht es erheblich gemächlicher zu.
Wer abseits auf kleinen Straßen unterwegs ist, braucht keine Starenkästen zu fürchten. Er sollte sich aber insbesondere auf den sogenannten „Single Track“ Roads auf Gegenverkehr der 2 Tonnen-Klasse einstellen. Wenn dem engagierten Porsche-Treiber hier was entgegenkommt, so ist es meistens ein großer Trecker – und der zwingt einen schnell in den Rückwärtsgang. Ziel: den nächsten „Passing Point“ erreichen.
Tückisch sind außerdem die oft hunderte Jahre alten Steinbrücken, von denen es tausende gibt. Häufig sind sie einspurig, nicht einzusehen und manchmal lauert hinter den so schön als Sprungschanze nutzbaren Minibrücken eine tückische 90 Grad-Kurve. Eine 100% Garantie für einen Ausritt auf die nächste Schafweide.

Schafe in allen möglichen Formen, Farben und Größen grasen nicht immer friedlich auf einer Weide am Meer. Sie grasen auch häufiger mal direkt an der Straße. Vorsicht!
Schafe finden sich übrigens nicht nur auf Weiden. Einzeltiere oder ganze Herden finden sich ab und zu im Verkehrsraum und müssen vorsichtig umschifft werden.
Überhaupt ist die freie Natur ein Gefahrenherd für den unerfahrenen Schottland-Reisenden. Begegnungen mit der freien Wildbahn sind deutlich häufiger, als im verstädterten Deutschland. Wir konnten in zwei Wochen Schottland-Tour Zusammenstöße mit den folgenden Tieren knapp vermeiden: Frösche, Eichhörnchen, Schafe (klar), Fasan (ganz knappe Sache). Andere Verkehrsteilnehmer hatten weniger Glück. Die Rangliste der plattgefahrenen schottischen Fauna führen Hasen und Igel an, gefolgt von Fröschen und Füchsen. Auch für einen ausgewachsenen Hirsch war jede Geschwindigkeitsbegrenzung zu spät gekommen.
Mit dem Navi in Schottland
Das Navi ist nicht nur eine hilfreiche Unterstützung bei der Suche nach der schönsten kleinen Nebenstraße. Es hilft auch bei der Einhaltung der jeweiligen Geschwindigkeiten. Die meisten Navis lassen sich problemlos auf „Meilen“ umstellen und ermöglichen so vorschriftsmäßiges Fahren innerhalb der Höchstgeschwindigkeiten. Unser fünf Jahre altes TomTom erinnerte sogar vor Fahrtantritt mit einem Warnton daran, mit dem Porsche auf der linken Straßenseite zu fahren.
Hilfreich ist übrigens aktuelles Kartenmaterial im Navi. Die Schotten haben in den letzten Jahren viel an ihren Verkehrswegen gemacht. Insbesondere haben sie sich mit dem Bau neuer Kreisverkehre die Zeit vertrieben. Am besten vorher aktualisieren oder ein neues Navi kaufen. Das ist nicht viel teurer als neues Kartenmaterial.
Preise in Schottland
Schottland ist teuer. Selbst bei schwachen Pfundkursen sollte eine gut gefüllte Reisekasse dabei sein. In der Regel kann man davon ausgehen, dass alles etwa 20% mehr kostet, als in Deutschland.
Kultur in Schottland – und wie man noch billiger Kultur machen kann
Wer es auf Schlösser und Museen abgesehen hat, kann sowohl Geld sparen, als auch lästiges Schlangestehen vermeiden, wenn er den British Heritage Pass erwirbt. http://www.britishheritagepass.com – einfach durchrechnen, wo man überall reinmöchte und Eintrittsgelder zusammenzählen. Dann weiß man schnell ob es sich lohnt, den Pass zu erwerben.

Kultur ist in Schottland wie in England häufig mit Botanik verbunden. Hier der Garten von Cawdor Castle.
Etwas für kulturelle Schnäppchenjäger und noch günstiger ist der Explorer Pass von Historic Scotland – http://www.historic-scotland.gov.uk/index/places/explorer.htm – mit dem sind wir (fast) überall reingekommen.
Leute in Schottland
Die Schotten sind wirklich nett. Und zwar überall und egal, was man von ihnen möchte. Wir haben selten ein Land bereist, in dem die Einheimischen so offen auf Touristen zugehen und helfen, wo sie können.