In Teil 1 dieses Zweiteilers haben wir versucht, ein Licht auf den aktuellen Stand der 3D-Druckertechnologie zu werfen. Um es kurz zu machen: Das Oldtimer-Ersatzteil aus dem 3D-Drucker ist keine Spinnerei mehr. Die Technik dahinter ist nicht nur verfügbar, da 3D-Drucker schon lange aus dem Prototypen-Stadium heraus sind. Die Geräte sind bei Preisen unter 2000 Euro sogar bereits erschwinglich.
Originale Ersatzteile durch 3D-Teile ersetzen im klassischen Porsche
Anwendungsmöglichkeiten für Ersatzteile aus dem 3D-Drucker im klassischen Porsche gibt es schon heute aus meiner Sicht zahlreiche.
So lassen sich theoretisch alle Kunstoff-Kleinteile „nachdrucken“, die gerade nicht in der Werkstattschublade herumliegen. Man denke nur an eine gebrochene und nicht schnell ersetzbare Lautsprecherabdeckung, einen Bedienknopf fürs Becker Mexico oder die ewig verbogenen Luftausströmer vorn im Fensterbereich. Konkrete Anwendungsbeispiele gibt es zwar noch nicht allzuviele. Aber es gibt sie.
Beispiele gefällig? Auf Thingiverse, der Internet-Plattform von Makerbot (www.thingiverse.com), finden Achtzylinder-Fans bereits heute ein Kaltlufteinlass für den Porsche 928. Ausdrucken mit dem Makerbot und fertig – muss ja nicht unbedingt lila Kunstoff sein. Mehr unter http://www.thingiverse.com/thing:33169.
Für Porsche 944 Fahrer bietet ein findiger Konstrukteur aus Holland ein Gehäuse an, das als Kühlung des Temperatursensors im Porsche 944 dient. „Falls der Originale zu laut geworden ist“.
Das Porscheteil wird hier übrigens durch einen Standard-PC-Lüfter ersetzt. Mehr unter http://www.shapeways.com/model/196140/housing-temp-sens-porsche-944-2-t.html
Dass das 3D-Drucken auch zur Kostenreduktion des teuren Porschehobbies beiträgt, zeigt das folgende Beispiel: Wischwasserpumpe im Porsche 944 kaputt? Originales Ersatzteil zu teuer? Dann fix zum freundlichen Camarohändler und eine Camaro Wischwasserpumpe erworben. Mit dem Adapter von Thingiverse passt die Pumpe der Amischleuder in den Porsche 944.
Porsche-Teile, die es gar nicht gibt
Auch spezielle Teile gibt es bereits. So findet Ihr z.B. auf der 3D-Printing Plattform Shapeways (http://www.shapeways.com) diese Halterung für die Sonnenblende eines Porsche 911 (993).
Das Teil, das es so natürlich nie von Porsche gab, ermöglicht die Befestigung einer Gopro Actioncam an Stelle der Sonnenblende. Sehr sinnvolle Idee!
Und noch mehr Porsche aus dem 3D-Drucker
Neben den reinen Ersatzteilen finden sich schon jetzt weitere Teile mit Porsche-Bezug aus 3D-Druckern, die von findigen Nerds weltweit initiiert wurden.
So gibt es schicke Formula D Modelle bei Shapeways – http://www.shapeways.com/model/520886/le-mans-1971-ferrari-vs-porsche.html oder Porsche 356 Modellautofelgen: http://www.shapeways.com/model/774661/porsche-356-rims-for-m-chassis.html.
Auch die berühmte Fuchsfelge ist natürlich bereits ausdruckbar – z.B. als Manschettenknopf http://www.shapeways.com/model/123328/fuchs-wheel-cufflink.html oder als 8 cm großes Modell http://www.shapeways.com/model/95115/fuchs-wheel-15×7-80mm-diameter.html.
Nachteile
Natürlich gibt es Nachteile der Technologie. Nichts lässt sich „mal eben“ ausdrucken. Selbst wenn man eine drucker-kompatible Datei als Vorlage besitzt, dauert der Druck eines Teiles mehrere Stunden. Noch – muss man dazusagen. Denn die Technolgie wird sich in diesem Umfeld rasant entwickeln. Ich erinnere mich noch gut an die ersten erschwinglichen Laserdrucker.
Fazit
Die Technologie ist gerade im Mainstream angekommen und wird die Zukunft im Bereich klassischer Fahrzeuge deutlich prägen. Denn wer kauft sich ernsthaft noch ein kleines oder mittelgroßes Plastikteil, das er ohne Aufwand im heimischen Arbeitszimmer ausdrucken kann.
Auch für „Spezialteile“ – z.B. Adapter – wird es ein einen Markt und zahlreiche Anbieter geben. Dabei wird es nicht einmal mehr zwangsläufig notwendig sein, einen eigenen Drucker zu besitzen, denn schon jetzt klappt es mit dem „printing on demand“ ganz leidlich. 3D-Printing Spezialist Shapeways hat gerade in New-York die größte 3D-Printing Fabrik der Welt gebaut.
Und wer glaubt, 3D-Druck sei auf die Produktion kleiner Plastikteilchen beschränkt, irrt. Der nächste große Schritt wird das Drucken vollständiger Schaltkreise mit dem 3D-Printer sein. Auch das ist keine Zukunftsmusik mehr.
Spannend wird das Ganze auch im Bereich der mechanisch oder thermisch belasteten Teile. Wird es in Zukunft auch sowas wie ein Lüfterrad für den Porsche 911 aus dem heimischen Drucker geben? Ich halte das durchaus für wahrscheinlich, denn die Technologie steckt noch in ihren Kinderschuhen. Und Kunstoffe haben durch Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren wahre Wundereigenschaften entwickelt. Warum also nicht auch ein Lüfterrad – besonders leicht und vielleicht besonders geformt – aus dem 3D-Drucker. Und wenn es nicht der eigene ist, dann eben „on demand“ aus einer der weltweit agierenden 3D-Großdruckereien. Schöne neue Ersatzteile-Welt.
Danke
Vielen Dank an meinen Bruder Carsten, der nicht nur anbetungswürdige Dome herstellt (www.zendome.com) sondern auch noch Vorreiter in Sachen 3D-Druck in unserer Familie ist!