Jetzt habe ich mich zwei Tage lang mit der Oldtimer-Auktion von Gooding bei Pebble Beach auseinandergesetzt. Hier noch mal die Links auf die beiden vorangegangenen Berichte:
- Durchwachte Nacht: Pebble Beach Auktion von Gooding – Tag 1
- Durchwachte Nacht: Pebble Beach Auktion von Gooding – Tag 2
Mein persönliches Fazit zur aktuellen Marktsituation im August 2014 ist folgendes. Achtung subjektiv!
Die Blase platzt nicht
Die Preise für gute klassische Porsche 911 sind auf einem Niveau angekommen, dass ausgereizt scheint. Es handelt sich aber nicht, wie so häufig lautstark postuliert, um das Platzen einer Porsche 911 Oldtimer-Blase. Denn das indiziert einen Abwärtstrend, für den es keinerlei Anzeichen gibt. Klassische Elfer haben ein Preisniveau erreicht, das deutlich über ihrem materiellen Wert liegt, weil die Nachfrage nach Autos UND Wertanlagen in Zeiten wirtschaftlicher Krisen einfach deutlich höher ist, als das beschränkte Angebot.
Dabei profitiert der Elfer von einer hohen emotionalen Bindung seiner Käufer, der Stringenz mit der Porsche den Elfer als Marke und Hochpreisprodukt seit 50 Jahren weiterentwickelt hat und nicht zuletzt ganz platt von der enorm breiten Berichterstattung zum Thema „Preisentwicklung bei klassischen Porsche 911“ in den vergangenen zwei Jahren.

320.000 US-Dollar für einen originalen Porsche 911 von 1966. Wohlgemerkt: Das wird nur bezahlt, wenn er original und unrestauriert ist. (Screenshot: http://www.goodingco.com)
Gewinner: Originale und seltene Elfer
Die Gewinner dieser Entwicklung sind original erhaltene Fahrzeuge wie der bei Gooding gerade für über 230.000 EUIR versteigerte 1966er Porsche 911 (s. Bild oben) sowie seltene Sportversionen. Die müssen jedoch nachvollziehbar echt sein und das wird angesichts der Globalisierung des dynamischen Porsche 911 Klassikermarktes zunehmend schwierig. Der Kauf eines solchen Autos aus einer unsicheren Quelle ist daher häufig ein Vabanquespiel für den Käufer. Die Anzahl der Fälschungen am Markt dürfte enorm sein.
Entwarnung für Sparfüchse?
Eingeschränkte Entwarnung gibt es für alle, die noch bezahlbare frühe Elfer suchen. Auch wenn die Zeiten der 20.000-Euro-Short-Wheelbase-Coupés vorbei sind, werden schöne Autos mit nachvollziehbarer Geschichte noch immer deutlich unter der magischen 100.000 EUR Marke verkauft. Der 1968er L, der bei Gooding für 70.000 EUR verkauft wurde, zeigt, dass sich auch ein begehrter früher Porsche 911 noch zu halbwegs vertretbaren Konditionen erwerben lässt.
Hoch gepokert
Verlierer im Geschäft mit Porsche 911 Oldtimern sind diejenigen, die zu hoch pokern. So jedenfalls mein persönlicher Eindruck der aufsehenerregenden Odyssee des (schönen) frühen 1965er Coupés mit der Fahrgestellnummer 300250, das sich nun im „Kleinanzeigenteil“ eines VW-Forums wiederfindet (s. Durchwachte Nacht: Pebble Beach Auktion von Gooding – Tag 2).
Ob der Wagen jemals die aktuell geforderten 345.000 US-Dollar einfährt? Ein klares „Nein“ ist meine Antwort. Ich bin gespannt, ob das Coupé 2014 noch bei einem privaten Käufer landet oder ob er sich weiter die Reifen bei Händlern plattstehen wird.
Das Ende der massiven Wertzuwächse beim Porsche 911
Ich prophezeie – und kann danebenliegen – dass die Zeiten der massiven Wertzuwächse, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben, nun vorbei sind. Der Markt muss sich nach fast zehn Jahren hektischer Entwicklung langsam entschleunigen und er wird das tun.
Wer also heute – womöglich bei einer Auktion – teuer einen klassischen Porsche 911 Oldtimer erwirbt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er damit keine schnelle Mark mehr machen wird. Auf der anderen Seite kann er sich meiner Ansicht nach aber auch sicher sein, dass sein Wagen in den kommenden Jahren seinen Wert behält und sogar leicht steigert. Und er kann sich außerdem sicher sein, dass er ein Auto hat, dass einen unvergleichlichen Fahrspaß bereitet. Und darauf kommt es ja eigentlich an!
Ich kommentiere mich mal ausnahmsweise selbst, nachdem ich gerade im Autoblog der Welt, PS.Welt.de eine Markteinschätzung von Carl Christian Jancke, Analyst bei der Historic Automobile Group International (HAGI) gelesen habe: In http://ps.welt.de/2014/08/18/nach-der-auktion-ist-vor-der-auktion-und-nicht-jeder-rekord-ist-auch-wirklich-einer konstatiert Jancke bei den nun beendeten Oldtimer-Auktionen der großen Häuser eine „wünschenswerte Marktberuhigung, die der Blasenbildung entgegenwirkt“. Da sind wir ja schon zu Zweit…