1965 2.0 Coupé - Porschekauf in USA Marktsituation

Porschekauf in USA – 1965 Porsche 911 – Teil 1: Wie alles begann

Written by hansbahnhof

Es gibt zahlreiche ungeschriebene Gesetze wenn man einen Oldtimer kaufen möchte. Hier erfahrt Ihr, was passiert, wenn man gegen alle diese Gesetze verstößt. Und wenn ich „alle“ sage, meine ich alle.

Es gibt ein paar ungeschriebene Gesetze wenn man einen Oldtimer kaufen möchte. Dazu gehören

  • Kauf kein Auto ohne es Dir angeschaut zu haben
  • Kauf kein Auto von jemandem, den Du nicht persönlich kennengelernt hast
  • Kauf kein Auto, das Du nicht probegefahren hast
  • Kauf kein Auto, auf das die ersten drei Punkte zutreffen, in den USA
  • Kauf überhaupt nie ein Auto in den USA, weil es garantiert einen Unfall hatte, drei Zentimeter dick mit „Bondo“ gespachtelt ist, und mehrere Bleche übereinander von einem kreativen Schweißer eingebraten wurden

Um es kurz zu machen. In den kommenden Wochen werdet Ihr an dieser Stelle erfahren, was passieren kann, wenn man gegen alle oben genannten Punkte verstößt. Und wenn ich „alle“ sage, meine ich ALLE. Viel Vergnügen.

Flöhe und wie sie sich im Ohr festsetzen

Wir schreiben das Jahr 2012. Noch ein Jahr bis zum 50. Geburtstag des Porsche 911. Ich fahre mein Traumauto – einen Porsche 911 S 2.4 mit Ölklappe. Die Welt ist schön.

Mal ehrlich. Im 72er 911 S verzichte ich auch gern auf Sonne. Die wird sowieso überschätzt.

Mal ehrlich. Im 72er 911 S verzichte ich auch gern auf Sonne. Die wird sowieso überschätzt. (Schottland 2012 irgendwo im Norden zwischen zwei Schauern)

Mein Mailprogramm macht „DING“: Florian schickt Fotos. Sein Porsche 911 S von 67 hat grüne Instrumente. Wie beim 356er. Schön. Vor Allem im Verbindung mit dem Holzlenkrad und dem Holz-Armaturenbrett aus Mahagoni. So ein früher S oder ein 1965er Porsche 911 Coupé aus der ersten Serie sind eine schöne Sache.

Ersatzmahagoni in Ladenburg

Auf der Milou-Collection Versteigerung in Ladenburg geht ein originaler Satz Armaturenbrett-Ersatzmahagoni für den Urelfer zu einem Hammerpreis über den Auktionstisch. Nicht an mich. Der 72er S kommt ja an der Stelle mit sportlichem Kunstleder daher. Holz am Armaturenbrett? Ts. Da kann ich ja direkt einen Mercedes 300 SEL 6.3 kaufen. Der steht eh noch oben auf der Liste der Tagträume. Zum Cruisen.

Porsche 901 Prospekt

Kurze Zeit später taucht bei eBay ein  „Porsche 901“ Verkaufsprospekt auf. Gedruckt 1964. Der Prospekt ist angeblich echt. Ne klar. Ich biete mal mit – andere spielen Poker. Nachdem ich eine Unsumme per Paypal  überwiesen habe, stelle ich fest: Es ist nicht der Nachdruck, den Porsche vor längerer Zeit zu Tausenden unters Volk geworfen hat. Es ist wirklich das Original. Schön. Der 911er wie Butzi ihn sich ausgedacht hat. In der „Centerfold-Version“ als Prospekt zum Ausklappen und noch mit seiner ursprünglichen Bezeichnung „Porsche 901“. Gedruckt noch vor meiner Geburt. Automobilgeschichte zum Anfassen.

Porsche 911 Bedienungsanleitung von 1965

Einige Tage später spüre ich das dringende Bedürfnis, die originale Bedienungsanleitung für einen 65er Porsche 911 durchzublättern. Und – was für ein Zufall! Bei eBay gibt es gerade eine. Ich zahle eine moderate Summe für ein gelebtes Exemplar, blättere einmal vorsichtig durch und verstaue alles in der Schublade „Sachen, die ich mache, wenn ich mal Rentner bin“.

Classics at the Castle 2012. 1964er und 1965er Porsche 911 in Hedingham

September 2012: Wir sind auf dem Weg nach Schottland und nutzen die Chance eines der schönsten Treffen für klassische Porsche zu besuchen. Wir besuchen „Classics at the Castle“. Hier gibt es hunderte vier-, sechs- und achtzylindrige Porsche Museumsstücke zu sehen. Toll.

 

1965er Porsche 911 Coupé in Castle Hedingham (Classics at the Castle)

1965er Porsche 911 Coupé in Castle Hedingham (Classics at the Castle)

Neben uns parkt ein bildschönes elfenbeinweißes Porsche 911 Coupé aus dem Baujahr 1965 mit roter Lederausstattung. Was in einem anderen Auto Pxxrno aussehen würde gibt dem frühen Porsche 911 eine exklusive Note. Was für ein schönes Auto.

Einhundert Meter weiter steht ein noch älterer Urelfer. Mr. Prill hat einen Porsche 911 von 1964 zum Rennwagen umgebaut und ist damit gerade die Classic LeMans gefahren. Es ist einer von 230, die im Jahr 1964 vom Band liefen. Preis: Utopisch. Wenn er ihn denn abgeben würde, was er nicht tut. Ist der schön.

1964er Porsche 911 Coupé in Rennversion gerade frisch zurück von Classic LeMans

1964er Porsche 911 Coupé in Rennversion gerade frisch zurück von Classic LeMans

 

Eine logische Bauch-Entscheidung

Wir haben einen 72er 911 S Targa. Das genügt. Einen 65er Porsche 911 können wir uns gar nicht leisten. Aber: Was machen wir eigentlich, wenn der S zur Restaurierung auseinandermuss? Drei Jahre Audi fahren? Schon der Gedanke an einen einzigen Sommer vierradgetriebener automobiler Langeweile macht mich nachdenklich. Geht ja gar nicht. Man kann ja mal später einen kaufen. Aber wie teuer ist ein 65er Elfer wenn ich Rentner bin? Zu teuer – genau. Außerdem befinde ich mich mitten in der Midlife-Crisis.

Die Frau guckt angesichts meiner Argumentationsversuche pro und contra Zweitelfer verstört. Ich weiß – ich hatte mal gesagt, dass der Vorteil bei einem alten Porsche ist, dass man sich nie im Leben mehrere davon zulegen kann. Aber jetzt habe ich „Urban Outlaw“ gesehen. Vernunft ist spießig. Und vielleicht fällt schon morgen ein Komet auf Russland und wir sind alle platt. Aber ich finde ja sowieso keinen, den wir uns leisten können. Also Schluss damit.

Eine Stunde später: Ich richte ich einen Suchauftrag bei einem großen Autoportal im Internet ein:  „Porsche 911“ – „bis Baujahr 1965“.

 

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hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

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