Die beiden Teile 11 und 12 der Serie „Porschekauf in den USA“ befassen sich mit den Geschehnissen in einer KFZ-Zulassungsstelle.
Die dargestellten Personen sind selbstverständlich frei erfunden. Auch die Zulassungsstelle ist erfunden. Es handelt sich also um reine Fiktion – und darüberhinaus um Satire. Und da Satire übertreiben darf, räume ich dem Kurzzeitkennzeichenbeantragungsverfahren einen über die Maßen großen Raum in dieser Serie ein. Im echten Leben gibt es solche KFZ-Zulassungsbehörden natürlich nicht. Da geht alles seinen geordneten Gang. Mahlzeit.
Eins muss man noch wissen. Ein Kurzzeitkennzeichen hat eine Gültigkeit von fünf Tagen. Die Beantragung eines Kurzzeitkennzeichens dauert ebenfalls fünf Tage. Jedenfalls kommt es einem so vor….
Dear Sir/Madam
Das entscheidende E-Mail ist da.
Dear sir/madam ,
I herewith inform you that your car:
– 1965 PORSCHE VIN:301XXX
has been unloaded out of container HMCU 9142xx-x.
Dann wird Sir/Madam den Wagen jetzt mal abholen. Hat ja jetzt auch lang genug gedauert.
Doch vorher brauche ich ein Kurzzeitkennzeichen.
Die Schlange
Was braucht man alles für ein Kurzzeitkennzeichen? „Ganz einfach“, sagt die Website der Stadt (*Name der Stadt geändert) irgendwo auf der sechsten Unterebene zwischen „Diverses“ und „Verschiedenes“.
Ich brauche:
- Versicherung (das sind diese kryptischen Codes)
- Personalausweis
- Fahrgestellnummer
Mehr nicht? Ist ja super. Also sammle ich zusammen was ich brauche und mache mich pünktlich am 30.04. auf zum Straßenverkehrsamt. Ich fahre extra etwas früher, damit ich sofort dran komme. Ich bin Gebrauchtwagenprofi. Mir macht da keiner was vor.
Ich öffne die Tür und vor mir stehen weitere 150 Gebrauchtwagenprofis aus aller Herren Länder. Ich stelle mich in die Schlange und gebe schon mal im Büro Bescheid, dass ich nicht pünktlich da sein werde. „WEISST DU!!!“, brüllt ein junger Mann mit goldener Halskette und Lederjacke neben mir in sein Handy. Er telefoniert wohl auch mit seiner Sekretärin.
Nach nicht einmal 40 Minuten bin ich die Nr. 1 in der Schlange.
Fgstnr. ok
Hinter dem Schalter steht eine Dame Mitte Fünfzig. Genau die Zielgruppe, mit der ich am besten kann. Also Schwiegermuttergesicht aufsetzen und nett sein:
„Ich möchte ein Kurzzeitkennzeichen“
Die Dame guckt nett. Ich bin als freundlicher, deutschsprechender und migrationshintergrundfreier Antragsteller offensichtlich A-Kunde.
„Personalausweis, Versicherungsbestätigung, Fahrzeugpapiere“,
fordert sie knapp von mir. Ich gucke entgeistert.
„Fahrzeugpapiere habe ich keine.
Der Wagen steht bei einer Spedition.
Und die Spedition ist in Holland.“
Die Dame bleibt nett aber resolut:
„Dann lassen Sie sich die Papiere eben zufaxen.
Die haben doch bestimmt ein Fax.“
Das ist eine Superidee. Aber leider am falschen Tag.
„Die haben bestimmt ein Fax.
Aber heute ist in Holland „Königinnentag“.
Da haben die auf dem Fax den Genever abgestellt und 2 Promille.“
Die Dame schaut besorgt.
Ich mutiere vom A- zum S-Kunden (S wie: S … orge, S… chon wieder so einer oder S… chichtwechsel ist bald..)
„Ja dann haben wir ein Problem.
Haben Sie sonst einen Eigentumsnachweis?“
Ne – nicht wirklich – war ja auch nicht verlangt.
Dafür lese ich schließlich vorher Gebrauchsanweisungen auf Websites.
„Können Sie nicht eine Ausnahme machen?
Ich habe extra die Liste auf Ihrer Website genau abgearbeitet!“
Mein treuherziger Blick wirkt auf Damen zwischen 50 und 100.
Das habe ich -zig Mal getestet.
Auch diesmal habe ich Glück.
„Was ist denn das für ein Auto mit so einer kurzen Fahrgestellnummer?“
Ich erzähle vom Auto und dass es aus dem großen und kalten Amerika ganz dringend nach Hause will. Die Dame hört gespannt zu und es menschelt zwischen mir und Frau Zulassungsbehördenoberkommissar. Der Vortrag scheint sie außerdem zu überzeugen.
„Na gut“
Die freundliche Dame setzt in großer Schrift ein „Fgstnr. ok“ auf den Antrag.
„Füllen Sie das aus und dann setzen Sie sich in den Warteraum –
die Kollegin ruft Sie auf.“
Sieg zur Halbzeit
Ich triumphiere.
Innerlich.
Und sehr vorsichtig.
Denn durch bin ich hier noch lange nicht.
Der nächste Sachbearbeiter ist vielleicht ein Mann und hetero. Dann kann ich das mit dem Kurzzeitkennzeichen vergessen.