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Porschekauf in USA – 1965 Porsche 911 – Teil 17: Hürden bis zum TÜV (1)

Written by hansbahnhof

Jetzt wird es ernst. Das 1965er Porsche 911 Coupé muss getüvt werden. Das sollte ja problemlos laufen – schließlich ist der Elfer gut. Doch – ich nehme es schon mal vorweg – „Hürden bis zum TÜV“ ist eine eigene kleine Fortsetzungsreihe in drei Folgen.

Jetzt wird es ernst. Das 1965er Porsche 911 Coupé muss getüvt werden. Das sollte ja problemlos laufen – schließlich ist der Elfer gut. Doch – ich nehme es schon mal vorweg – „Hürden bis zum TÜV“ ist eine eigene kleine Fortsetzungsreihe in drei Folgen. Daher habe ich auch zwischendurch eine so lange Pause bei der Berichterstattung einlegen müssen.

Bei Mr. Werkstatt

Mit einem fast noch gültigen Kurzzeitkenzeichen fahre ich zu Mr. Werkstatt. Ich bin etwas zu früh – aber nicht der einzige Patient. Herr H ist schon da und wartet ebenfalls. Er pilotiert ein 88er Porsche 911 Coupé in klassischem weiß. Seine Bremsen quietschen – also die vom 88er.

Herr H fragt nach dem Alter des 65ers und ist beeindruckt. „So alt“. Er hat auch mal einen 911er blind gekauft – in Turin. Von einer Dame aus einer Garage. Da wäre er auch ganz schön nervös gewesen. Aber dann wäre der Wagen sehr gut gewesen: „Da war noch das Werksfett drunter.“ Ok – das sei jetzt auch schon ein paar Jährchen her. Hätte er den Wagen mal behalten.

Porsche 911 Coupé - Baujahr 1965: Sicher gelandet und gewaschen mit Kurzzeitkennzeichen. Nächste Hürde: TüV

Porsche 911 Coupé – Baujahr 1965: Sicher gelandet und gewaschen mit Kurzzeitkennzeichen. Nächste Hürde: TüV

Mr. Werkstatt wirft einen 74er weg

Mr. Werkstatt stößt zu uns und verarztet Herrn H. und seine quietschenden Bremsen.
Dann läuft er um das Coupé herum.

Na – ist er endlich angekommen???

Ich bejahe und es tut mir leid, dass ich den von mir bei ihm geblockten Termin um zwei Wochen verschieben musste. Ich kann die Sache auf Jan, die Spedition und die verspätete Ankunft schieben.

„In der letzten Woche war hier ein Kunde mit einem 74er, den er blind in den USA gekauft hat. Ich habe ihm gesagt, dass er den wegwerfen kann, so schlecht war der.“

 

„Und?“,

frage ich.

„Ihrer ist super – da haben Sie aber echt Glück gehabt!“

Glück ist die Droge des Tüchtigen – oder wie heißt das noch mal bei Mao Tse Tung?

Mr. Werkstatt und ich klären, was zu tun ist. Viel ist es erstmal nicht – er guckt sich mal alles in Ruhe an und ist froh, dass ich keinen Druck mache. Es ist ganz schön was los in so einer Porsche-Werkstatt heutzutage.

Dann heißt es „letzte Hürden überwinden.“ Die einzelnen Hürden folgen in willkürlicher Reihenfolge.

Hürde 1: Porsche-Geburtsurkunde

Keine Porsche-Geburtsurkunde ohne deutsche Zulassung und Anmeldung. So klar handhabt Porsche die Sache mittlerweile. Das Problem: Mein 1965er Porsche 911 ist laut amerikanischen Papieren ein 1966er Porsche 911. So eng haben die Amis das Porschezulassen damals nicht gesehen. Sämtliche 1965er Porsche, die in USA zugelassen wurden, bekamen im „Title“ ein „1966“ eingetragen. Man sah damals nach vorn in den Staaten.

Jetzt kommt das schwierige: Wie bekomme ich die deutsche Zulanssungstelle dazu, mir den Wagen als 65er einzutragen, wenn im amerikanischen Title drinsteht, dass er 1966 ist.?

Ein klarer Fall für gewöhnlich gut unterrichtete Kreise.

Ich kontaktiere Mr. X bei Porsche. Dreißig Minuten später habe ich eine freundliche Mail:

mr-x-von-porsche-bestaetigt-das-baujahr-des-porsche-911-coupe-von-1965

Soll noch mal einer sagen, das es nicht irgendwie praktisch ist, ein kleines Autoblog zu schreiben. Die Geburtsurkunde kann warten – ich kenne jetzt das echte Auslieferungsdatum.

Hürde 2: Der Tacho

Die Tachosache war das erste, das ich geklärt hatte. Schon bevor der 65er 911 in den Container wanderte, hatte ich einen Kilometertacho mit grüner Skala für den Wagen bestellt. Der Tachospezialist war mir von einem Kollegen aus Frankreich empfohlen worden. Der Preis für den auf KM-Skala umgerüstete ehemaligen Meilen-Tacho sollte 430,– EUR betragen. Da schluckt man kurz und lässt sich überzeugen. „Ich habe die originalen Filme von VDO – das sind absolut perfekte Reproduktionen. Ok – denke ich. Dann lohnt sich das. Auf meine Frage, wie es mit dem Zeitplan aussähe – der Wagen wäre am 19.4. in Deutschland – bekomme ich ebenfalls per Mail eine beruhigende Antwort: „Etwa so lange brauchen wir auch..:“ Na dann. Alles perfekt. Oder?

Nein. Denn als der Wagen Anfang Mai in Deutschland aufschlägt ist noch keine Post aus der fernen Schweiz da. Ich hake nach. Per Mail, per Telefon. Niemand da. Nur ein Anrufbeantworter. Keine Antwort. Kein Tacho. Also ziehe ich am 7.5. die Reißleine und kündige meinen Auftrag fristlos.

Dann endlich eine Rückmeldung – und zwar von ganz anderer Seite. Ein Unternehmen hat das Tacho-Business übernommen und wäre glücklich, mir den Tacho in den nächsten Tagen zuzusenden.

Ich stimme zu und bekomme meinen grünen KM-Tacho nach wenigen Tagen – übrigens ohne Vorkasse und ähnliches – gut verpackt und im Top-Neuzustand. Das war knapp.

Frisch totalüberholt - KM Tacho für den 65er Porsche 911

Frisch totalüberholt – KM Tacho für den 1965er Porsche 911

Hürde 3: Porsche Schlüssel abgebrochen

Ich will niemandem etwas unterstellen, aber der (einzige) Türschlüssel für den 65er gab nach einem Tag vorsichtigster Benutzung den Geist auf.

Irgendwer muss mal ziemlich roh in der Fahrertür herumgefuhrwerkt haben. Der Riss zog sich jedenfalls durch den halben Schlüsselbart.

Einziger Türschlüssel des 1965 Porsche 911 2.0 Coupé - Wo rohe Kräfte sinnlos....

Einziger Türschlüssel des 1965 Porsche 911 2.0 Coupé – Wo rohe Kräfte sinnlos….

Wo bekommt man einen Ersatzschlüssel für einen 1965er Porsche her? Bei eBay gibt es sowas als Rohling – aber das ist mir zu heikel, weil ich nicht genau weiß, was ich brauche.

Mr. Murat Minit um die Ecke zuckt mit den Achseln. Keine Porsche Rohlinge in der Kramkiste. Der entscheidende Tipp kommt von Mr. Werkstatt. „Gehen Sie mal zu Kluth in Duisburg, die haben mir schon mal Schlüssel nachgemacht, die ich gar nicht mehr hatte“.

Der Tipp erweist sich als richtig. „Schicken Sie mir mal ein Foto des Schlüssels von beiden Seiten, wir melden uns bei Ihnen“, meint die Dame am Telefon. Keine 10 Minuten nach meiner Mail kommt die Antwort:

Hallo,

 

einen Rohling für Ihr Fahrzeug mit der Bezeichnung POR5 haben wir hier.

Wir bringen aber aus Velbert morgen noch weiter Rohlinge mit, so das Sie

am Freitag auch mehrere Schlüssel nachmachen lassen können.

Der Preis: 14,50 EUR pro Schlüssel. Bei eBay hätte ich für zwei Rohlinge ca. 15 Euro plus Versand bezahlt. Dazu wäre noch Lieferzeit und Fräsen gekommen. Das wäre dann auch nicht billiger. Und ich vermeide böse Überraschungen.

Porsche-Originalschlüssel im eBay-Müll

Drei Tage später durchforste ich die Ebay-Käufe der letzten vier Jahre und stoße in der Kiste mit der Aufschrift „Müll, den mir Leute verkauft haben, die man eigentlich verklagen sollte“ auf einen kleinen Schatz. Ich hatte ein F-Modell Zündschloss gekauft. Angeblich komplett „mit Schüsseln“. Was der Verkäufer verschwiegen hatte, war,

1. dass das Schloss mit rabiatesten Methoden völlig zerstört worden war
2. dass die Schlüssel, die dem gesprengten Schloss beilagen, garn nicht zum Schloss gehörten.

Damals hatte ich die unpassenden Schlüssel mit dem unbeholfen eingeprägten „PORSCHE“-Schriftzug für billige Nachschlüssel gehalten.  Mit meinem neugewonnenen Urelfer-Knowhow schaue ich mir die silbrigen Dinger an und stelle fest: Das sind Porsche Schlüssel für einen ganz frühen Urelfer. Mit originalem „PORSCHE“ Schriftzug drauf. So sahen die halt damals aus. Das schöne: Die Dinger sind als Rohling mit dem unbeholfenen Schriftzug nicht mehr zu kriegen. Sehr schön – werde ich mal im Winter alle Schlösser auf die Ebay-Schlüssel umbauen.

Mittlerweile weiß ich, dass es noch eine dritte Methode für die alten Neunelfer-Schlüssel gibt. Porsche Classic liefert Schlüssel für frühe Elfer auf Basis der alten Originalpapiere – aber keine Rohlinge! Das heißt, man sollte sich sicher sein, dass das Schließsystem nie geändert wurde. Bei einem fast 50 Jahre alten Auto wohl fast die Ausnahme.

Hürde 4 – TÜV

Das mit dem TÜV ist ganz einfach, erklärt Mr. Werkstatt. Man lässt die Vorpapiere zusammenstellen. Das macht jemand beim TÜV, den er kennt. Die Vorpapiere gehen mit allen technischen Daten an den TÜV-Prüfer, der dann in der Werkstatt prüft. Klingt super.

Ich schicke ein Mail an den Herrn vom TÜV mit der Bitte, Vorpapiere zu erstellen. Das Mail kommt nach einer Sekunde zurück Der TÜV-Mann ist  keiner mehr. Das bedauere ich und die Mitglieder eines VW Golf Tuning-Forums in dem der Weggang des wohl recht flexiblen Herrn sehr bedauert wird.

Also rufe ich beim TÜV an. Die (sehr nette) Dame sagt mir wie es läuft:

„Sie bringen das Auto bei uns vorbei und dann werden die Papiere ausgestellt.“

Ich erkläre die Situation und dass ich ungern mit einem Trailer durch die Gegend gondle. Ob nicht jemand anderes die Vorpapiere machen könne? Die (sehr nette) Dame verspricht einen Rückruf.

Drei Minuten später ruft eine (sehr netter) Herr vom TÜV an und lässt sich die Situation erläutern. Er benötigt die technischen Daten – und die müsse man ggf. beim TÜV Süd anfordern. Ich verweise darauf, dass ich ihm gern einen fünfseitigen Scan aus „Austen Walter“ zur Verfügung stelle, der sämtliche technischen Daten enthält. Das geht per E-Mail.

Fünf Minuten später hat der (sehr nette) Herr ein Mail mit sämtlichen technischen Angaben zum Auto. Läuft doch.

 

 

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hansbahnhof

Unheilbarer Petrolhead seit 1966. Hat begonnen mit Vespa-Motorrollern und dann irgendwann mit Porsche weitergemacht.

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