In den vorangegangenen vier Teilen dieser Serie habe ich begonnen, nach einem 1965er Porsche 911 Coupé zu suchen. Alternativ reizte mich auch ein frühes Porsche 911 S Coupé. Gefunden habe ich bislang nichts – aber spannende Leute und Spinner kennengelernt..
Meine Suche nimmt eine interessante Wende, als ich das erste Auto über ein soziales Netzwerk angeboten bekomme. Es handelt sich um ein rares Porsche 911 S Coupé Baujahr 1967.
Der 1967er Porsche 911 S aus dem Facebook – säuglingsgroße Löcher
Facebook und der ganze andere soziale Netzwerkkram sind super. Sogar ein 67er 911 S taucht plötzlich zum Verkauf auf. Also schnell anrufen und nach Fotos fragen.
Der Wagen ist restaurierungsbedürftig, so der Verkäufer. Ich bekomme Fotos und zucke mal spontan zusammen. Die Rostlöcher sind so groß, dass man unbeschadet ganze Säuglinge durchwerfen könnte. Je nach Stelle im Wagen auch mehrere gleichzeitig.
Nein Danke – auch für das Angebot, die traurigen Reste restaurieren zu lassen. Das ist mir zu heftig, zumal ein sehr stolzer Preis für soviel umrostete Luft aufgerufen wird. Das wäre ja so sinnvoll wie eine Botoxbehandlung für Ötzi die Gleschermumie. Doch natürlich wird auch dieser S einen wagemutigen Käufer finden. Nicht mich.
Die Suche geht weiter.
Der 1966er Porsche 911 aus Belgien
Der 1966er steht bei einem Händler und ist eigentlich uninteressant. Keine Fotos in der Anzeige. Rallyeversion mit Rallyevergangenheit. Aber: Erstzulassung 6/66. Zufällig mein Geburtsmonat und -Jahr. Also eine emotionale Entscheidung und wieder mal einer dieser Kompromisse vor denen ich an anderer Stelle in diesem Blog eingehend gewarnt habe: „Nie Kompromisse machen, weil man denkt, man findet das eigentliche Objekt der Begierde sowieso nicht“, gehört zu den wichtigsten und am schwierigsten befolgbaren Maximen des Alt-Auto-Erwerbs.
Natürlich halte ich mich nicht an doofe Regeln. Nicht mal, wenn ich sie selbst aufgestellt habe.
Ich rufe in Belgien an und kratze mein letztes Französisch erfolgreich zusammen. Non, es gibt zurzeit keine Fotos. Aber die würde der Verkäufer machen. An diesem Wochenende. Eine Woche später hake ich nach. Per Mail. Ob er nicht doch mal ein paar Fotos schicken könne. Bien sur. Fotos kommen.
Zehn Tage später gebe ich auf. Es kommen keine Fotos. Der Wagen steht noch wochenlang fotolos im Netz. Dann schafft der Verkäufer es, welche einzustellen. Ich rufe aber nicht noch mal hinterher. Ich bin Kunde, nicht Bittsteller. Und eigentlich suche ich ja kein 66er Coupé – höchsten einen 911 S.
Keine Kompromisse. Jawohl! Die Suche geht weiter.
Der 1965er Porsche 911 aus Belgien und wie die Frau mich fast verlässt
Gott was für ein wunderschönes Auto. Das 1965er Porsche 911 Coupé ist hinreißend mit seiner schwarzen Farbe und seinen roten Ledersitzen.
Ich liege eine halbe Nacht wach und wälze Zahlen. Der geforderte Preis liegt weit außerhalb meines Budgets. Ich könnte Teile der Einrichtung verkaufen. Die KitchenAid versetzen. Acht Jahre auf Urlaub verzichten.
„Lass uns doch mal wieder nach Belgien fahren“, verkünde ich gutgelaunt der Frau, „Zum Beispiel morgen! Und übrigens steht da ein echt schöner Porsche 911 von 1965!“
Die Frau ist nicht doof. Sie riecht Lunte. Sie fragt nach dem Preis. Ich nenne den Preis. Die Frau kriegt keine Luft mehr. Während sie zusammensackt ist sie noch stark genug, sofort ein geräumiges Haus, passende Domestiken, einen Persianer und 2 kg Goldschmuck zu fordern.
Nachdem sie wieder klar sieht, kündigt sie an, Ihre Meinung geändert zu haben. Der kleine Schatz. Sie werde sich einen Mann zu nehmen, der sich Häuser, Domestiken, Persianer und Goldschmuck leisten kann, während ich nach Belgien unterwegs bin. Sie guckt so, als ob sie es ernst meint. Und ich weiß, dass sie keine leeren Drohungen macht.
Natürlich hat sie Recht. Und ich mag die Frau und die KitchenAid. Ein unschlagbares Team zur Bekämpfung von Hunger auf hohem Niveau. Byebye schwarzer 65er. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder… .
Die Suche muss weitergehen.
ach, es ist immer wieder schön , vielen dank für die Kurzweil in der Stille, sporadisch unterbrochen durch ein herzhaftes Lachen meinerseits!
😉 – Danke Marcel und Dir einen schönen Sonntag! (und Gruß von der Frau!)
Es ist immer wieder schön, Deine Berichte zu lesen und ja, ich fühle immer mit Dir 😉 . Danke!!!
Hallo Didi – nix zu Danken! Keine Berichte ohne Leser, Fans und gleichtickende andere Bekloppte! In diesem Sinne! Grüße von hansbahnhof
Sehr geehrter Herr Hansbahnhof,
ein Freund hat mir heute den Link zu Ihrem Blog geschickt….und ich bin ihm wirklich dankbar. Was für eine tolle Schreibe, da könnte sich mancher MoKla Redakteur ein bis zwei Scheiben abschneiden.
Da ich selber dem gleichen Hobby fröhne kann ich nahezu alles was Sie da so aufzählen nachvollziehen. Vor Allem die Reaktion ihrer Frau!
So, jetzt mache ich mich an die nächsten Teile.
Vielen Dank für ihren Blog.
Viele Grüße
Udo
Hallo Udo,
das freut mich! Und viel Spaß beim Weiterlesen – vielleicht bis bald mal im echten Leben – beste Grüße aus dem Pott von
hansbahnhof