Unterwegs auf der Techno-Classica 2014. Wir fragen Händler zur Preisentwicklung bei den F-Modellen von Porsche: „Keine Blase.“, so konstatieren zufrieden lächelnd die Anbieter früher Porsche 911 der Baujahre 1964 bis 1973.

Welche Farbe möchten Sie denn? Investoren hatten auch 2014 wieder die Qual der Wahl unter geschätzt 120 verschiedenen Porsche 911 F-Modellen in allen Bonbonfarben.
„Wenn ich Händler wäre“, denke ich leicht skeptisch, „würde ich das auch so sehen.“ Doch trotz Apothekenpreisen allenthalben finden sich an guten und schlechten Porsche 911 sehr schnell die ersten „Sold“-Schilder. Schon ab 14.00 Uhr sind an diesem ersten Tag der Oldtimermesse bei einigen Elferhändlern* die Hälfte der ausgestellten Fahrzeuge weg.
Das geht so schnell, dass vielerorts gemutmaßt wird, es handele sich um eine Finte zur Beschleunigung der Preisspirale. Aber mal ehrlich: Wer lässt ernsthaft zwanzig Elfer ein paar hundert Kilometer weit transportieren und montiert dann nach vier Stunden an zehn davon ein „Verkauft“-Schild?
Upupup und warum Porschefahren out ist
Geld spielt also keine Rolle. „Upupup“ heißt nach wie vor das Motto und der glühendheiß-gelaufene Markt für Oldtimer Porsche scheint es herzugeben. Ein 911 S mit 2.4 Liter Maschine? Nicht unter 150.000 EUR. Ein früher Porsche 911 2.0 Liter von 1965? Nicht unter 100.000. In egal welchem Zustand. Das freut die Händler und die, die in den vergangenen Jahren Garagengold gekauft haben.

For Sale: Porsche 2.0 von 1966 – 155.000 werden für den irischgrünen 911er im geschätzten Zustand 2- aufgerufen
Ich höre betrübt, dass man vom Porschefahren eigentlich nicht mehr redet. „Die Autos werden eher wie Kunst behandelt“, so Ande Votteler (http://www.356911.net), der seit vielen Jahren Porsche 356 und 911 verkauft und restauriert. Die Käufer steckten viel Geld in die Restaurierung. Gefahren würden die Autos dann nicht mehr besonders viel. Auch wenn das theoretisch ginge. Schade, denke ich. Denn ein klassisches Auto sollte fahren, damit man selber und andere Spaß daran haben.

Bald nur noch Kunstobjekt? Porsche 911 2.4 Liter in der starken S-Version auf dem Stand von Andé Votteler.
Die Oldtimerinvestoren und die Suche nach der Porsche Alternative
Die neuen Leute in der Szene sind Investoren auf der Suche nach Renditen jenseits banküblicher Minizinssätze. Einigen wenigen davon unterstelle ich im Idealfall noch etwas Spaß am klassischen Porsche. Den wenigsten unterstelle ich Sach- und Fachkenntnis. Denn sie kaufen offensichtlich alles, wo 911 draufsteht. Zu jedem Preis. Selbst schrauben, das Auto verstehen wollen, die Details kennen? Das alles fehlt den neuen Porschefahrern bzw. Porsche-in-die-Garage-Stellern. Und sie dünnen den Markt bezahlbarer Fahrzeuge so aus, dass sich die Frage nach finanzierbaren Alternativen nun für alle die stellen muss, die einen Elfer zum fahren kaufen wollen.

Längst ein unerreichbarer Traum. Oder bald eine günstige Alternative zum 911 T? Porsche 356 Speedster auf dem Porsche Stand.
Alternativen zum Porsche 911 Oldtimer? Die wunderschönen BMW der Siebziger? Die Ferraris der Siebziger und Achtziger? Erschreckend, dass selbst so mancher Ferrari angesichts der aktuellen Porschepreise zur bezahlbaren Alternative für Enthusiasten mutiert. Sowohl bei BMW als auch bei Enzos roten Rennern sollte man sich übrigens beeilen. Die Preise ziehen natürlich auch hier deutlich an. Teil der Maschine sucht noch ein BMW Batmobil …
Die letzten Aufrechten um King Magnus
In der Zwischenzeit freue ich mich über Typen, die ihre Autos noch als Fahr-Zeuge begreifen. Typen wie Magnus Walker, der am Porsche-Stand für drei Tage meetet und greetet. Der ist dort mit seinen Dreadlocks ungefähr so unauffällig, wie eine Nonne in der Disko. Und er hat für jeden ein freundliches Lächeln, ein Autogramm und einen flotten Spruch.

Greeted und meeted auch Christian Förster (links) und hansbahnhof (rechts, mit falschem „Hang-Loose“ statt richtigem „Rock-On“-Zeichen). Magnus Walker rockt on Porsche 911 und ist ein echt netter Kerl, der seine Autos auch noch fährt.
Natürlich hat er das nötige Kleingeld für sein Hobby. Aber das wirft ihm keiner vor. Denn er kennt seine Autos aus dem Effeff. Er fährt wirklich noch damit. Aktuell baut er seine Sammlung aus. Da er so gut wie alle wichtigen Elfer hat, probiert er es jetzt mit einem 924. Und er hat versprochen, ihn im Originalzustand zu lassen.
Gefälschte Porsche 911
Dass gerade begehrte Modelle wie frühe Porsche 911 2.0, Porsche 911 S oder natürlich der bebürzelte 911 2.7 RS gefälscht werden, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. Viel geredet wird darüber nicht. Und gerade auf der Techno Classica erfährt man nur hinter vorgehaltener Hand von umgeschweißten Fahrgestellnummern und den Tricks, die einen günstigen Porsche 912 zum begehrten Porsche 911 machen.
Den meisten Investoren dürfte die Problematik gar völlig unbekannt sein. Wer immer in den kommenden Jahren ein seltenes Auto kauft, wird sich erheblichen Problemen gegenüber sehen, wenn es um die Authentizität des erworbenen Wagens geht. Bei vielen Autos wird eine Identifikation sogar völlig unmöglich sein. Zu groß ist das Durcheinander, zu global der Markt, zu massiv der Gewinn, wenn ein solches Auto erfolgreich veräußert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch auf der Techno Classica solche Plagiate auftauchen, ist groß. Denn hier ist das Publikum so international, dass eine Nachverfolgung der Fälschung oft schon daran scheitern dürfte, dass ziemlich viel Ozean zwischen Verkäufer und Käufer liegt.
Techno Classica 2015 – Ich bin dabei
Für den stellvertretenden Chefredakteur der Welt (www.welt.de), Buchautoren (Buchbesprechung „911“) und PS-Blogger Ulf Poschardt (http://ps.welt.de) war es die letzte Techno Classica (http://ps.welt.de/2014/03/27/meine-erste-und-letzte-techno-classica/). Und ich kann ihn teilweise verstehen.

Dr. Ulf Poschardt (Welt, „911“, ps.welt.de) und hansbahnhof (Teil der Maschine) im Interview. Einer von uns ist im nächsten Jahr wieder in Essen dabei…
Natürlich sind die Preise abgehoben und die Händler arrogant. Natürlich sind viele Autos über- oder totrestauriert. Natürlich ist das Essen teuer und mittelmäßig. Und auch ich kann sie nicht sehen: Die blasierten Gesichter der glattgegelten Investoren. So. Was? Mehr Überblick, mehr Autos, mehr Teile und mehr Oldtimer-Menschen auf einem Haufen gibt es nirgendwo. Weltweit. Und das ist ein guter Grund, den Weg nach Essen zu machen, wenn man altes Blech mag. Sogar dann, wenn man sich mit alten Autos auskennt und keine Bugattisammlung hat. Ich kaufe also schon mal Gel für 2015 und mische mich dann unerkannt unter das Investorenvolk, um nach Typen mit ölverschmierten Pfoten zu suchen.
* Ergänzung 01.04.2014: Der erwähnte Händler erscheint auch im Artikel der Welt unter http://www.welt.de/motor/article126313579/Das-sind-die-groessten-Frechheiten-der-Oldtimermesse.html. Hier wird darauf verwiesen, dass der Händler bereits auf der letzten „Rétro Mobile“ in Paris durch „Sold“ Schilder am ersten Tag auffiel. Bei Standpreisen um die 30.000,– EUR oder mehr wundert mich die Taktik jedoch stark…
Das zeigt auch die neueste Ausgabe der Oldtimermarkt mit den Classic Data Werten 2014 : Dort ist ein 73er 2,4 E Targa in Zustand 2 schon mit 81.000 Euro notiert ! Vor zwei Jahren waren es noch knapp 60.000 Euro !